Di, 14.10.2014Niedersachsens Justizministerin beruft muslimische Gefängnisseelsorger

Hannover (epd). Niedersachsens Justizministerin Antje Niewisch-Lennartz (Grüne) hat am Dienstag offiziell 34 muslimische Gefängnisseelsorger und zwei Seelsorgerinnen berufen. Sie stehen Strafgefangenen muslimischen Glaubens für Gespräche zur Verfügung, unter anderem in Bremervörde, Hannover, Oldenburg und Vechta. Damit seien die ehrenamtlichen Seelsorger in allen elf Justizvollzugsanstalten des Landes erreichbar, sagte die Ministerin bei einer Feierstunde am Dienstag in Hannover.

Die islamischen Seelsorger haben jetzt nach ihren Angaben einen ähnlichen Status wie die christlichen Seelsorger. Dies erlaube ihnen einen unbürokratischen Kontakt zu den Gefangenen. «Sie gehen zukünftig im Auftrag des Justizministeriums in die Anstalten», betonte die Ministerin. «Ich bin überzeugt, dass es ihnen gelingen wird, Gefangenen, die nicht selten nach Orientierung suchen, zentrale Werte des Islam wie Geduld, Rücksichtnahme und rechtes Handeln zu vermitteln.»

Die Berufung beruht auf einer Vereinbarung der Islamverbände Ditib und Schura in Niedersachsen mit dem Ministerium aus dem Dezember 2012. Sie setzt die im Grundgesetz verankerten Gesetze der Religionsgemeinschaften um. Bereits zuvor hatten muslimische Seelsorger die Gefangenen stundenweise nach Bedarf unterstützt.

Niedersachsen sei mit dem Angebot bundesweit Vorreiter, sagte der Vorsitzende des Landesverbandes der türkischstämmigen Muslime (Ditib), Yilmaz Kilic. Das Miteinander von Land und Muslimen komme weiter voran. Niedersachsen hat vor einem Jahr als erstes deutsches Flächenland die Verhandlungen mit drei muslimischen Verbänden über einen Staatsvertrag begonnen. Er soll Rechte und Pflichten muslimischer Gemeinden regeln und sie den Kirchen so weitgehend gleichstellen.

Die Seelsorger könnten auch einer Radikalisierung von Gefangenen durch Extremisten gegensteuern, sagte der Vorsitzende Avni Altiner vom Landesverband der nichttürkischen Muslime (Schura). «Wir stehen zu den Gesetzen und Rechten dieses Landes und gegen den Extremismus.» Um etwa regelmäßig Freitagsgebete in den Gefängnissen anzubieten, reiche das Angebot jedoch noch nicht aus. «Mit Ehrenamt ist das nicht zu bewältigen.» In Zukunft müsse die muslimischen Seelsorge wie die der christlichen Kirchen auch durch Hauptamtliche geleistet werden.

Für die Konföderation der evangelischen Kirchen in Niedersachsen bot die Leiterin der Geschäftsstelle, Oberlandeskirchenrätin Andrea Radtke, den muslimischen Verbänden Unterstützung an, zum Beispiel bei der Fortbildung der Seelsorger. Eine ähnliche Zusammenarbeit gebe es bereits bei der Krankenhausseelsorge.

Pressestelle

Kann die Pressestelle etwas für Sie tun? Hier finden Sie den Kontakt zu uns.