Mi, 24.12.2014Niedersachsens Bischöfe fordern Solidarität mit Flüchtlingen

Weihnachtspredigten zum Teil mit Kritik an «Pegida»

Die Bischöfe und kirchlichen Repräsentanten aus Niedersachsen haben an Heiligabend die Hilfe für Flüchtlinge in den Mittelpunkt ihrer Predigten gestellt. Vereinzelt wurde auf den Kanzeln auch Kritik an der Anti-Islam-Bewegung «Pegida» laut.

Hannover (epd). Die niedersächsischen Bischöfe haben in ihren Weihnachtsbotschaften zur Nächstenliebe und zur Hilfe für Flüchtlinge aufgerufen. Der evangelische Landesbischof Ralf Meister forderte in der Marktkirche in Hannover, die Weihnachtsgeschichte als «Erzählung der Humanität» im täglichen Leben fortzuschreiben. «Ihre Menschlichkeit muss sich in unseren Herzen entfalten», sagte er in der Christvesper. Die Geschichte von Maria, Josef, dem Kind und den Hirten leite dazu an, Menschen ohne Rücksicht auf Herkunft, Religion oder Geschlecht in die Gesellschaft aufzunehmen. Sie erinnere daran, dass vor Gott alle Menschen gleich viel wert seien.

Der katholische Bischof Norbert Trelle rief im Hildesheimer Dom zur aktiven Hilfe für Flüchtlinge auf. Christen könnten nicht mit frommen Liedern das Flüchtlingskind von Bethlehem besingen und zugleich an dem unsagbaren Elend der Flüchtlingskinder aus Syrien oder dem Irak vorbei sehen, sagte er. Zugleich übte er deutliche Kritik an der Anti-Islam-Bewegung «Pegida»: «Mit Beschämung erleben wir, dass sich Tausende von Menschen versammeln, die behaupten, das christliche Abendland retten zu wollen, indem sie Flüchtlinge und Asylbewerber, Fremde und Angehörige anderer Religionen als Gefährdungspotenzial bezeichnen.»

Der Oldenburger evangelische Bischof Jan Janssen sagte in der Oldenburger Lambertikirche, die Weihnachtsgeschichte mache die Menschenwürde konkret. «Sie benennt die Handgriffe einer tatkräftigen Nächstenliebe», betonte er. So beginne das große Fest der Christenheit damit, dass im Stall von Bethlehem ein nacktes Menschenkind gekleidet und in Windeln gewickelt werde. Das auf Hilfe angewiesene Kind Jesus rufe später als Erwachsener die Menschen zur Nächstenliebe und zur Achtung der Menschenwürde auf.

Der braunschweigische Landesbischof Christoph Meyns erinnerte an die Schicksale von Flüchtlingen. «Ich bin froh und glücklich darüber, dass wir eine Kultur der Gastfreundschaft pflegen mit vielen Beispielen dafür, dass Menschen ihr Herz öffnen», sagte der evangelische Theologe im Braunschweiger Dom. Von den rund sechs Millionen Flüchtlingen in der Türkei, in Jordanien und im Libanon schafften es nur rund 90.000 nach Deutschland. Die Mehrheit sei weiter auf Spenden angewiesen. «Vom Stall von Bethlehem geht eine verändernde Kraft aus, die diejenigen, die sie ergreift, die Augen öffnet für andere Menschen», unterstrich Meyns.

Der evangelische Landesbischof Karl-Hinrich Manzke aus Schaumburg-Lippe würdigte ebenfalls den Einsatz vieler Menschen für Flüchtlinge: «Da hat sich etwas zum Guten verändert in unserem Land.» Von Weihnachten gehe der «Geist der unbedingten menschlichen Zuwendung aus». Manzke ging auch kurz auf die Anti-Islam-Bewegung «Pegida» ein. «Wir erleben mit einem Mal eine bisweilen schräge Debatte um die sogenannte abendländische Kultur auf den Straßen einiger unserer Städte», sagte er. Diese komme allerdings «gruselig fremdenfeindlich» daher.

Auch der Kirchenpräsident der Evangelisch-reformierten Kirche, Martin Heimbucher, rief an Heiligabend zur Solidarität mit Flüchtlingen auf. Die Geburt Jesu in einer behelfsmäßigen Unterkunft sei «ein Zeichen der Solidarität Gottes mit den Flüchtlingen, mit allen heimat- und obdachlosen Menschen», schrieb der Theologe aus Leer in einem Beitrag für die «Wilhelmshavener Zeitung».


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