Mi, 20.08.2014Nicaraguanische Bischöfin fordert mehr Engagement gegen Klimawandel

Bovenden/Kr. Göttingen (epd). Die lateinamerikanischen Staaten müssen dem Klimawandel nach Ansicht der nicaraguanischen lutherischen Bischöfin Victoria Cortez weit mehr Beachtung schenken als bislang.
«Alle am Pazifik gelegenen Länder unseres Kontinents leiden aktuell unter extremer Trockenheit», sagte Cortez am Mittwoch im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Bovenden bei Göttingen. In großen Teilen Nicaraguas sei die sonst im Mai einsetzende Regenzeit bislang ausgeblieben, dies habe «dramatische Folgen für die Bauern und ihre Ernte».

Cortez hält sich seit Dienstag mit einer Delegation der «Iglesia Luterana de Nicaragua» im Kirchenkreis Göttingen auf. Der dreiwöchige Besuch steht unter dem Leitthema «Klimawandel». Die Bischöfin betonte, in Nicaragua und seinen Nachbarländern seien zwar auch Armut und Gewalt gravierende Probleme. Die Folgen der Erderwärmung bedrohten langfristig aber alle Bewohner unabhängig von ihrer sozialen Position.

«Der Klimawandel wird von Menschen gemacht, und wir Menschen müssen ihn stoppen.» Die lutherische Kirche in Nicaragua bemühe sich, die Themen Umweltschutz und Nachhaltigkeit in ihren Gemeinden zu verankern, sagte Cortez weiter. So laufe seit zwei Jahren ein Projekt, bei dem Freiwillige in ländlichen Regionen neue Brunnen bohrten. Der Wasserspiegel sinke aber so stark, «dass wir da kaum hinterherkommen».

Kritisch äußerte sich die Bischöfin auch zu den möglichen ökologischen Folgen des neuen interozeanischen Kanals, den die nicaraguanische Regierung in Konkurrenz zum Panama-Kanal ab Dezember bauen lassen will. «Das wird erhebliche Konsequenzen für die Umwelt haben», sagte Cortez. «Auf der anderen Seite kann der Kanal uns aber auch neue Arbeitsplätze und einen Schub in der wirtschaftlichen Entwicklung bringen.»

Die «Iglesia Luterana de Nicaragua» wurde 1983 von Flüchtlingen aus dem Nachbarland El Salvador ins Leben gerufen. Inzwischen gibt es rund 60 lutherische Gemeinden im Land. Seit 1992 sind die Lutheraner aus Nicaragua, die evangelische Kirchengemeinde Bovenden und der Kirchenkreis Göttingen durch eine Partnerschaft verbunden. Alle zwei Jahre reisen Jugendliche aus Südniedersachsenn nach Mittelamerika, im Wechsel kommen junge Nicaraguaner nach Bovenden. Für Bischöfin Cortez ist diese Verbindung eine Art Lebenselixier: «Es ist eine Partnerschaft ganz ohne Vertrag und Dokumente, herzlich, spontan und gleichberechtigt, bei der das Materielle fast gar keine Rolle spielt.»

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