Mo, 06.08.2012Naturschützer warnen vor Sprengstoff am Strand

Kiel/Wangerooge (epd). Naturschutzverbände haben davor gewarnt, unbekannte Gegenstände oder Substanzen am Strand zu berühren. Zugleich forderten sie die Behörden auf, umfassender zu informieren und die Bergung von Munitions-Altlasten zu intensivieren. Anlass ist ein Sprengstoff-Fund am 31. Juli durch einen Jungen am Ausgang der Kieler Förde und die Entdeckung eines Torpedosprengkopfes durch einen Urlaubsgast auf Wangerooge vor zwei Wochen, teilte der NABU-Landesverband Schleswig-Holstein am Montag in Neumünster mit.

Ein sechsjähriger Junge hatte bei einem Strandbesuch bei Schönberg (Kreis Plön) einen unbekannten Stein von der Größe eines Ziegels gefunden und mitgenommen. Wenig später verfärbten sich seine Hände und seine Kleidung orange, so der NABU. Die Farbe ließ sich nicht entfernen. Erst drei Tage später habe das Ordnungsamt den Kampfmittelräumdienst verständigt, der den vermeintlichen Stein als «Schießwolle» identifizierte, ein Gemisch aus TNT und Hexanitrodiphenylamin. Beide Substanzen seien schon bei Berührung mit bloßer Haut extrem giftig. Die Explosivstoffe gelten laut NABU darüber hinaus als krebserregend, reproduktionstoxisch und erbgutschädigend.

«Munitionsaltlasten stellen in deutschen Küsten- und Binnengewässern eine latente Gefahr dar», sagte NABU-Geschäftsführer Ingo Ludwichowski. Rund 1,6 Millionen Tonnen konventioneller Munition werden allein in deutschen Küstengewässern vermutet. Durchgerostete Munitionsteile geben mittlerweile ihre hochgiftigen Inhalte frei. Üblich sind Sprengungen - aber die führen offensichtlich nur zu einer weiträumigen Verteilung der Stoffe anstatt zu ihrer endgültigen Vernichtung.

Aus Tierschutzgründen sind die Gesellschaft zum Schutz der Meeressäugetiere (GSM) und die Gesellschaft zur Rettung der Delfine (GRD) strikt gegen die Sprengungen. Es müssten alternative Bergungsverfahren angewendet werden, die heute bereits technisch entwickelt sind, fordern die Verbände.

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