Fr, 18.01.2013Nationale Armutskonferenz warnt vor wachsender Wohnungsnot

Lüneburg/Hannover (epd). Die Bundesregierung unternimmt nach Ansicht des Sprechers der Nationalen Armutskonferenz, Thomas Beyer, zu wenig im Kampf gegen die Wohnungsnot in Deutschland. Es sei zum Beispiel nicht nachvollziehbar, warum der Haushaltsausschuss im Bundestag das Programm «Soziale Stadt» für 2013 um 10 Millionen Euro auf 40 Millionen Euro gekürzt habe, sagte Beyer im Interview der Landeszeitung für die Lüneburger Heide (Freitagsausgabe).

«Im Gegensatz zu vielen Regierungspolitikern haben die Bürger den Ernst der Lage erkannt», sagte Beyer. Sie machten auf die Wohnungsnot aufmerksam, indem sie zum Beispiel in München aufzeigten, wo Mieten explodierten und Menschen durch Luxussanierungen ihre Nachbarschaft verlassen müssten. Einer Studie zufolge fehlten in Deutschland rund vier Millionen Sozialwohnungen.

In Deutschland gebe es keine amtliche Wohnungsnotfallstatistik, die aber wichtig wäre, um gegenzusteuern, kritisierte Beyer. Schätzungen zufolge seien 2010 bundesweit 345.000 Menschen ohne eigenen Wohnraum gewesen. Hinzu komme, dass viele Haushalte ihren Lebensstandard erheblich einschränken müssten, weil die Mieten einen großen Teil des Einkommens auffräßen. Beyer forderte einen gesetzlichen Mindestlohn, kostenlose Betreuungsmöglichkeiten für Kinder sowie kostenlose Gesundheitsvorsorge für Bedürftige.

Arbeitslosigkeit, Schulden, Scheidung, gescheiterte Selbstständigkeit, Tod des Partners und Suchterkrankungen zählten zu den häufigsten Gründen, weshalb Menschen wohnungslos würden, sagte Beyer: «Das Erschreckende an alldem ist: Einer oder mehr dieser Schicksalsschläge können fast jeden von uns treffen.»

Nach einem Bericht der «Neue Presse» (Freitagsausgabe) fehlen dem hannoverschen Pestel-Institut zufolge allein in der Region Hannover bis zu 5.200 bezahlbare Wohnungen. Bis 2017 erwartet Institutsleiter Matthias Günther eine Lücke von bis zu 15.000 Wohnungen: «Besonders an Hochschulstandorten ziehen junge Leute in die Städte, aber später nicht wieder weg. Dort ballen sich die Probleme.» In der niedersächsischen Landeshauptstadt stehen der Zeitung zufolge zurzeit 1.600 Studenten auf der Warteliste für einen Wohnheimplatz.

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