Fr, 16.07.2010Nach Missbrauchsfall: Bischöfin Jepsen tritt zurück

Hamburg (epd). Nach einem Missbrauchsfall in der nordelbischen Kirche ist die Hamburger Bischöfin Maria Jepsen von ihrem Amt zurückgetreten. Das gab sie am Freitag auf einer Pressekonferenz bekannt. Jepsen war wegen ihres Umgangs mit Missbrauchs-Vorwürfen gegen einen Ahrensburger Pastor in den vergangenen Tagen zunehmend in die Kritik geraten. Die 65-Jährige war die erste lutherische Bischöfin weltweit. Durch Vorwürfe in den Medien, sie sei der Sache nicht entschieden genug nachgegangen, sei ihre Glaubwürdigkeit in Zweifel gezogen worden, sagte Jepsen: "Von daher sehe ich mich nicht mehr in der Lage, die frohe Botschaft so weiterzusagen." Sie forderte eine zügige Aufklärung der Vorfälle. Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) bedauerte den Rücktritt. Der amtierende Ratsvorsitzende, Nikolaus Schneider, würdigte in einem Brief an Jepsen deren Verdienste. Der rheinische Präses hob besonders ihr Engagement für die weltweite Ökumene sowie das Verhältnis zu Israel hervor. Die Bischöfin war verstärkt unter Druck geraten, nachdem die Schwester eines der Opfer am Donnerstag eine eidesstattliche Erklärung über ihre Begegnung mit Jepsen Ende der 1990er Jahre veröffentlicht hatte. Danach hatte sie die Bischöfin damals sinngemäß über den sexuellen Missbrauch des Pastors Dieter K. an Kindern und Jugendlichen informiert. Jepsen habe daraufhin erklärt, sie wolle sich darum kümmern. Bei dem Opfer handelt es sich um eine Ahrensburgerin, die nach eigenen Angaben von K. im Alter von 16 bis 20 Jahren missbraucht wurde. Pastor K. soll von Ende der 70er bis Mitte der 80er Jahre mehrere männliche und weibliche Jugendliche sexuell missbraucht haben. Der heute pensionierte Seelsorger war nach ersten Hinweisen 1999 aus der Gemeinde genommen worden, hatte aber weiterhin in der Jugendstrafanstalt Schleswig als Seelsorger und an einem Ahrensburger Gymnasium als Religionslehrer gearbeitet.

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