Fr, 12.10.2012Muslimische Schülerin verlässt erstmals Gymnasium wegen Schwimmunterricht

Hildesheim/Hannover (epd). Erstmals hat in Niedersachsen eine muslimische Schülerin ein Gymnasium verlassen, weil sie nicht am Schwimmunterricht teilnehmen wollte. Die Zehnjährige war erst im Sommer am Goethe-Gymnasium in Hildesheim eingeschult worden, bestätigte dessen Leiter Reinhard Weddig am Freitag dem epd. Sie gehe jetzt auf die Integrierte Gesamtschule Bad Salzdetfurth, wo ab nächstem Sommer ebenfalls Schwimmunterricht auf dem Stundenplan stehe. Das Kultusministerium verwies auf die eindeutige Rechtslage der Schulpflicht. Sie gehe aber davon aus, dass es zu einer einvernehmlichen Lösung kommen werde, sagte Sprecherin Corinna Fischer.

Die Schulpflicht gelte auch für den Schwimmunterricht, betonte Fischer. Mehrere Verwaltungsgerichte hatten in den vergangenen Monaten eine Befreiung vom Schwimm- und Sportunterricht aus religiösen Gründen abgelehnt. Das Ministerium habe «großen Respekt vor den religiösen Ansichten und Motiven muslimischer Schülerinnen und ihrer Eltern», sagte Fischer. Deshalb habe es in der Vergangenheit immer kreative und pragmatische Lösungen gegeben. Dazu gehöre etwa die Erlaubnis, einen Ganzkörper-Badeanzug - einen Burkini - zu tragen oder nach Geschlechtern getrennten Unterricht zu organisieren.

Es sei im Übrigen auch für muslimische Mädchen wichtig, schwimmen zu lernen. Ein Bußgeld bei Verletzungen der Schulpflicht können nach Auskunft der Sprecherin nur die Kommunen verhängen. Sie glaube aber nicht, dass es dazu kommen werde. Vertreter der IGS und der Landesschulbehörde würden nun mit den Eltern intensive Gespräche führen.

Zum Fall der Zehnjährigen berichtete der Schulleiter, dass die Eltern bei der Anmeldung der Schülerin keine Bedenken geäußert hätten. Erst nach der Einschulung hätten sie mitgeteilt, dass ihre Tochter aus Gründen des Schams am Schwimmunterricht nicht teilnehmen werde, sagte Weddig. Auch das Schwimmen in einem Burkini hielten sie nicht für akzeptabel. Das Mädchen müsse dann die nur mit Badehose bekleideten Jungen anschauen. In Gesprächen hätten die Eltern auch Bedenken im Hinblick auf das bildnerische Gestalten im Kunstunterricht und die Lektüre-Auswahl im Deutschunterricht geäußert.


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