So, 26.05.2019Missionswerk berichtet von brutalen Überfällen in Zentralafrika

Celle/Bangui (epd). Das Evangelisch-lutherische Missionswerk in Niedersachsen berichtet von brutalen Überfällen in der Zentralafrikanischen Republik. Rebellen hätten im Nordwesten des Landes unter anderem eine Gesundheitsstation der afrikanischen Partnerkirche angegriffen, teilte das Missionswerk am Wochenende in Hermannsburg bei Celle mit. Dabei habe es drei Todesopfer gegeben.

Unter anderem sei ein kleines Mädchen auf der Flucht durch einen Kopfschuss ermordet worden. Insgesamt seien nach Angaben der UN-Friedensmission Minusca mehr als 30 Menschen in der Region ums Leben gekommen. Die Gewalt bedeute einen Rückschlag für die Friedensbemühungen in dem Land.

«Wir verurteilen die menschenverachtenden Überfälle auf wehrlose Menschen», sagte Missionsdirektor Michael Thiel. «Es ist dramatisch, dass die Menschen nicht zur Ruhe kommen.» Schon zum wiederholten Mal seien die medizinische Arbeit der evangelischen Partnerkirche in dem Land und die Gesundheitsversorgung einer ganzen Region schwer getroffen worden.

Die Zentralafrikanische Republik versank 2013 in einen blutigen Bürgerkrieg. Dutzende Rebellengruppen, darunter die mehrheitlich christliche Anti-Balaka-Bewegung und die muslimisch-geprägten Seleka, lieferten sich Gefechte. Rund die Hälfte der Bevölkerung ist auf humanitäre Hilfe angewiesen. Trotz des Einsatzes internationaler Truppen und mehrerer Versuche, Frieden zu schließen, kam das Land bis zuletzt nicht zur Ruhe.

Der Überfall auf die Gesundheitsstation der zentralafrikanischen lutherischen Kirche in der Stadt Bohong ereignete sich nach Angaben des Missionswerkes am vergangenen Dienstag. Die Rebellen seien am Abend mit massiver Gewalt gegen die Station vorgegangen, in der vor allem Entbindungen vorgenommen würden. Jeder, der laufen konnte, sei in die umliegenden Wälder geflohen. Einige Patienten seien jedoch zurückgeblieben.

Die Leiterin der Gesundheitsstation habe sich retten können und sei ins 70 Kilometer entfernte Bouar zum Sitz der Kirche gelaufen, hieß es. Das Missionswerk trauere um die Opfer und halte weiter in Kontakt zu seinen Partnern vor Ort. Seit Jahren arbeiteten das Werk und seine Partner daran, den Dialog zwischen Christen und Muslimen voranzutreiben, sagte Missionsdirektor Thiel.

Die UN-Mission Minusca machte eine Rebellen-Gruppe namens «3R» für die Morde verantwortlich. Sie habe ein Treffen mit Dorfbewohnern veranstaltet und diese dann wahllos niedergeschossen. Die Gruppe behaupte, die Ethnie der Fulani zu vertreten. Sie gilt als islamistisch und hatte erst im Februar gemeinsam mit 13 anderen Gruppen ein Friedensabkommen unterzeichnet.

Weitere Informationen unter: www.elm-mission.net

Zentralafrikanische Republik
Hannover (epd). Die Zentralafrikanische Republik zählt zu den ärmsten und konfliktreichsten Ländern der Welt. Der Binnenstaat mit knapp fünf Millionen Einwohnern versank nach dem Sturz des christlichen Präsidenten Francois Bozizé im März 2013 in einem blutigen Konflikt.
Dutzende Rebellengruppen, darunter die mehrheitlich christliche Anti-Balaka-Bewegung und die muslimisch-geprägten Seleka, lieferten sich Gefechte. Trotz des Einsatzes internationaler Truppen und mehrerer Versuche, Frieden zu schließen, kam das Land bis zuletzt nicht zur Ruhe.

Nach UN-Angaben sind rund drei Millionen Menschen, und damit mehr als 60 Prozent der Bevölkerung, auf humanitäre Hilfe angewiesen. Mehr als 1,1 Millionen Menschen sind vor den Kämpfen geflohen, unter ihnen Hunderttausende Kinder. Erschwert wird die Arbeit der Hilfsorganisationen durch Angriffe auf ihre Mitarbeiter: Nach Angaben der britischen Forschungs- und Beratungsgruppe Humanitarian Outcomes wurden allein im vergangenen Jahr 21 humanitäre Helfer in dem Land getötet.

Anfang Februar einigten sich die Regierung und 14 Rebellengruppen auf einen Friedensschluss. Zuvor geschlossene Abkommen waren immer wieder gebrochen worden. In dem Konflikt ermitteln unter anderem der Internationale Strafgerichtshof und ein 2015 gegründetes Sondertribunal. Allen Beteiligten werden schwere Menschenrechtsverletzungen vorgeworfen.

Pressestelle

Kann die Pressestelle etwas für Sie tun? Hier finden Sie den Kontakt zu uns.