Di, 12.08.2014Ministerpräsident ruft zum Spenden für jesidische Gewaltopfer auf

Hannover (epd). Der niedersächsische Ministerpräsident Stephan Weil
(SPD) hat Bürger dazu aufgerufen, für jesidische Flüchtlinge zu spenden. Im Nordirak und in Kurdistan spiele sich ein «Drama unvorstellbaren Ausmaßes» ab, sagte Weil am Dienstag in Hannover.
Niedersachsen unterstütze eine Hilfsaktion des Verbands Kurdischer Ärzte in Deutschland mit rund 200.000 Euro, kündigte er an. Zudem sei es möglich, dass das Land in Abstimmung mit der Bundesregierung zukünftig Flüchtlinge aus der Region aufnehme: «Niedersachsen wird seinen Teil tragen müssen. Das ist unsere verdammte Pflicht und Schuldigkeit.»

Der kurdische Ärzteverband entsende in dieser Woche etwa 20 Mediziner aus Europa in die Krisenregion, erläuterte Professor Huseyin Bektas von der Medizinischen Hochschule in Hannover. «Die geflohenen Menschen leben draußen in freier Natur ohne jede medizinische Hilfe.» Die Lage entlang der rund 70 Kilometer langen Flüchtlingsroute sei dramatisch. Rund 900.000 Menschen seien vor der Gewalt der Terrorgruppe «Islamischer Staat» (IS) auf der Flucht, sagte Bektas, der zu der Ärztedelegation gehört. «Je mehr Spenden wir haben, desto besser können wir den Menschen helfen.»

Das gesamte Ausmaß der Katastrophe werde erst nach und nach klar, betonte Weil. Bei Temperaturen um 40 Grad litten die Menschen Hunger und Durst. Eine ärztliche Versorgung fehle: «Gerade für Kinder ist die Fluchtsituation besonders belastend.»

Die IS hat weite Teile des Landes erobert. Die Terrorgruppe verfolgt vor allem Christen und Jesiden, aber auch schiitische und moderate sunnitische Muslime. UN-Menschenrechtsexperten warnten am Dienstag in Genf eindringlich vor einem Völkermord.

Durch die Luftschläge habe sich die Hälfte der rund 80.000 in der Schingal-Region eingekesselten Jesiden durch einen Fluchtkorridor retten können, sagte der Vorsitzende des Zentralrats, Telim Tolan, am Dienstag dem epd. Die US-Angriffe hatten am Freitag begonnen. Die USA versorgten weitere 40.000 Menschen auf dem Luftweg mit Medikamenten, Lebensmitteln und Wasser, berichtete Tolan. Nach UN-Angaben sind binnen 48 Stunden rund 200.000 Menschen in Richtung der nordirakischen Stadt Dohuk geflohen.

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