Do, 09.08.2018Meister: Kirchen unterstützen Seenotrettung von Flüchtlingen

Hannover (epd). Die evangelischen Kirchen stehen laut dem hannoverschen Landesbischof Ralf Meister zweifelsfrei und fest hinter der Seenotrettung von Flüchtlingen durch zivilgesellschaftliche Initiativen. «Ihr habt unsere volle Unterstützung», sagte der evangelische Theologe bei einer Filmbesprechung am Mittwochabend in Hannover gegenüber Aktivisten der Organisation «Jugend rettet». Zuvor war in dem Kino der Film «Iuventa» gezeigt worden, der die ehrenamtliche Rettungsarbeit junger Freiwilliger dieser Organisation auf ihrem Schiff im Mittelmeer zeigte.

Einige der jungen Crewmitglieder saßen anschließend mit dem Landesbischof auf dem Podium. Die im Dokumentarfilm des italienischen Regisseurs Michele Cinque dargestellte Rettungsarbeit habe ihn «unglaublich beeindruckt», sagte Meister. «Für mich seid ihr Helden.» Für einen kleinen Kreis anderer Menschen seien private Seenotretter hingegen Kriminelle und der großen Mehrheit der Menschen hierzulande sei die Rettungsarbeit sogar «scheißegal». Es seien jedoch oft kleine Kreise engagierter Menschen, die für gesellschaftliche Veränderungen sorgten, betonte Meister.

In Deutschland gebe es inzwischen den gefährlichen Trend, über die Sinnhaftigkeit der Seenotrettung von Flüchtlingen zu debattieren - selbst in liberalen Blättern wie der «Zeit». Dies sei ein starkes «Alarmsignal», warnte Meister. Denn damit würden bereits zentrale Werte der Bundesrepublik infrage gestellt. «Unser Grundrechtekatalog darf nicht ausgehöhlt werden», unterstrich der Landesbischof.

Sophie Tadeus von «Jugend rettet» betonte, jeder Mensch habe das Recht aus Notsituationen gerettet zu werden, egal wohin er gerade unterwegs sei. «Jede andere Haltung führt in die Barbarei.» Retter dürften nicht kriminalisiert werden, sagte Tadeus, die im Vorstand des 2015 in Berlin gegründeten Vereins aktiv ist. Die Kritik an der Rettung von Flüchtlingen im Mittelmeer weise auf Rassismus in der Gesellschaft hin, ergänzte sie. «Über Seenotrettung in der Nordsee diskutiert ja niemand.»

Das Rettungsschiff «Iuventa», mit dem die jungen Aktivisten auf mehrwöchigen Missionen 2016 und 2017 nach eigenen Angaben 14.000 Menschen retteten, wurde vor einem Jahr von den italienischen Behörden beschlagnahmt. Den Aktivisten werde Kooperation mit Schlepperbanden vorgeworfen. Es lägen jedoch weder Beweise noch eine Anklage vor, sagte Tadeus. Die Beschlagnahme sei eine präventive Maßnahme der Behörden gewesen, die diese ohne jede Frist fortsetzen könnten. Auch viele Schiffe anderer ziviler Rettungsorganisationen würden durch die Behörden blockiert.


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