Mo, 04.08.2014Mehr Austritte bei evangelischen Kirchen in Niedersachsen und Bremen

Hannover/Bremen (epd). Die evangelischen Kirchen in Niedersachsen und Bremen verzeichnen steigende Austrittszahlen. Nach einer Hochrechnung der hannoverschen Landeskirche haben im vergangenen Jahr mehr als 20.000 Menschen der mit rund 2.8 Millionen Mitgliedern größten deutschen evangelischen Landeskirche den Rücken gekehrt. Das sind bereits über 2.400 mehr als noch in 2012. Noch sind die Daten nicht abschließend ausgewertet. «Uns ist bewusst, dass wir stärker als bisher nach den Gründen der Austritte fragen und gleichzeitig die Leistungen und Aufgaben der Kirche besser vermitteln müssen», sagte der hannoversche Landesbischof Ralf Meister dem Evangelischen Pressedienst (epd).

Für das erste Halbjahr dieses Jahres erwarten die fünf evangelische Landeskirchen in Niedersachsen noch einmal eine deutliche Zunahme der Austritte. Auch die benachbarte bremische Kirche verzeichnet allein im ersten Quartal 2014 einen Anstieg von 31 Prozent. Innerhalb von drei Monaten kündigten fast 780 Bremerinnen und Bremer ihre Mitgliedschaft in der insgesamt knapp 212.000 Christen zählenden Kirche auf. Anlass ist nach verbreiteter Ansicht ein Schreiben der Banken. Es weist darauf hin, dass ab 2015 die Kirchensteuern auf Kapitalerträge automatisch an die Finanzämter weitergeleitet werden.

Viele Menschen seien dadurch irritiert worden, sagte der Oldenburger Bischof Jan Janssen. Deshalb sei es wichtig, zu erklären, «dass es sich nicht um eine neue Steuer handelt, sondern ausschließlich um eine Vereinfachung des bisherigen Verfahrens». Nach Janssens Einschätzung wirkt sich zudem die Krise in der katholischen Kirche auch bei den Evangelischen aus. Unter anderem wegen der Kostenexplosion beim Bau des Limburger Bischofssitzes im vergangenen Jahr wandten sich viele Menschen ab.

Für die oldenburgische Kirche bewertet der Bischof die Situation noch als «weitgehend stabil». Die Kirche im Nordosten verlor 2013 etwas mehr als ein Prozent ihrer jetzt rund 434.400 Mitglieder. Ähnlich sieht es bei der reformierten Kirche aus, die in Niedersachsen einen Schwerpunkt ihrer Gemeinden hat. Sie zählt inzwischen rund 178.700 Mitglieder.

Auch die braunschweigische Kirche, zu der rund 370.000 Menschen gehören, blickt auf 3.059 Abwanderer im Jahr 2013. Ausschlaggebend seien vor allem demografische Faktoren, sagte Kirchensprecher Michael Strauß. Gründe für die Austritte würden nicht erhoben: «Sie unterliegen in der Regel sehr persönlichen Entscheidungen.»

Etwa auf jeden Vierten, der sich von einer der evangelischen Landeskirchen in Niedersachsen und Bremen abgewendet hat, kommt allerdings 2013 auch ein Eintritt oder Wiedereintritt in die Kirche, der unbürokratisch möglich ist. Mit Eintrittsstellen wie in einer Buchhandlung in Hannover wollen die Kirchen diesen Schritt erleichtern. Zudem sind sie etwa auf Hochzeits-, Senioren- oder Babymessen vertreten. Denn besondere Lebensereignisse veranlassen manchen, sich der Kirche wieder zuzuwenden.

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