Mi, 16.06.2010Mediziner fordern mehr Geld für Behandlung behinderter Menschen

Bremen (epd). Für die Behandlung geistig behinderter Menschen ist nach Auffassung von Medizinern mehr Geld und Wissen nötig. Ein Mediziner brauche für diese Patienten mehr Zeit, die ihm die Krankenkassen aber nicht vergüteten, sagte «Special Olympics»-Mitorganisatorin Imke Kaschke am Mittwoch in Bremen. Am Rande der derzeit laufenden nationalen Sommerspiele für Menschen mit einer geistigen Behinderung ist die 49-jährige Medizinerin für ein breit angelegtes gesundheitliches Vorsorgeprogramm verantwortlich.
Die Spiele enden am Sonnabend.

An den Special Olympics beteiligen sich 4.550 behinderte Athletinnen und Athleten. Ihnen werden von 290 Medizinern und ihren Assistenten ehrenamtlich Untersuchungen etwa der Ohren, der Augen, der Füße und der Zähne angeboten. «Menschen mit einer geistigen Behinderung leiden öfter als sonst unter Problemen wie Übergewicht, einer unbehandelten Sehschwäche, Hör- oder Fußschäden», erläuterte Kaschke, die selbst Zahnärztin ist. Nahezu 40 Prozent der untersuchten Athleten seien übergewichtig, mehr als 70 Prozent hätten Nagel- oder Hauterkrankungen.

Fast jeder Dritte müsse zu Hause dringend beim Hörspezialisten oder beim Hals-Nasen-Ohren-Arzt weiterbehandelt werden. 13 Prozent der Sportler liefen in zu kleinen Schuhen. Vielen werde nach den Untersuchungen am Rande der Special Olympics eine kostenlose Brille in der richtigen Sehstärke angepasst, die von Sponsoren finanziert werde. Jeder zweite Athlet brauche eine zahnärztliche Behandlung.

Das sei aber nur die Spitze des Eisbergs, sagte Kaschke. «Von den etwa 480.000 Menschen mit einer geistigen Behinderung in Deutschland erfasst die bundesweite Special-Olympics-Bewegung knapp 40.000.» Menschen mit einer geistigen Behinderung könnten sich oft schwerer mitteilen und forderten die Behandlung auch nicht unbedingt ein. Die Bremer Physiotherapeutin und Athleten-Betreuerin Sylvia Petrovic kritisierte, das Ärzte ihre behinderten Patienten nicht ausführlich genug nach Beschwerden fragten und auch nicht unbedingt auf Antworten warteten.

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