Di, 07.05.2013Medienpädagogin warnt vor Rollenklischees im Kinderfernsehen

Hannover/Göttingen (epd). Die Medien vermitteln nach Ansicht der Göttinger Medienpädagogin Sabine Eder noch immer Geschlechterklischees an Kinder. «In den letzten zehn Jahren ist das dort produzierte Bild sogar eher rückschrittig. Gewisse Stereotype werden stärker, als sie eigentlich mal waren», sagte Eder im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). Die Geschäftsführerin des Vereins Blickwechsel gehörte zu den Referenten einer Tagung der Landesstelle Jugendschutz Niedersachsen zur Mediennutzung von Kindern am Dienstag in Hannover.

Gerade bei der Darstellung von Mädchen finde inzwischen «eine starke Sexualisierung von Figuren statt», erläuterte sie. Hinzu komme, dass Mädchen meist auf «den innerhäuslichen Bereich und auf Schönheit» reduziert würden, während es bei den Jungen mehr um Körperlichkeit gehe.

Eder riet Eltern, mit ihrer Vorbildfunktion einer solchen Beeinflussung entgegenzuwirken. «Es ist ja erstmal in Ordnung, wenn ein Mädchen auf rosa steht. Das ist nicht das Problem. Aber warum sollten Jungs das nicht auch machen dürfen?», sagte sie. Inzwischen gehe es oft nicht mehr um Fertigkeiten, Fähigkeiten oder Interessen. Stattdessen werde nur noch das Geschlecht als Orientierungsmaßstab für Interessen angesehen, kritisierte die Pädagogin.


Rollenklischees sind im Kinderfernsehen noch verbreitet - Drei Fragen an die Medienpädagogin Sabine Eder

epd-Gespräch: Julia Spurzem
Hannover (epd). Mädchen mögen rosa und Jungen blau. Solche stereotype Zuordnungen sind in den Medien nach wie vor verbreitet, sagt Sabine Eder vom Verein für Medien- und Kulturpädagogik, Blickwechsel in Göttingen. Zusammen mit weiteren Fachkollegen präsentierte sie bei einer Tagung der Landesstelle Jugendschutz Niedersachsen (LJS) am Dienstag ihre Erkenntnisse. Das Kinderfernsehen zum Beispiel verbreite noch immer Rollenklischees, sagte sie am Rande der Tagung im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd).

epd: Wie stark ist denn die mediale Prägung von Kindern mit Blick auf Geschlechterstereotypen?

Eder: Das lässt sich nicht alleine auf die Medien reduzieren. Aber festzustellen ist, dass es immer noch Rollenklischees gibt, beispielsweise im Kinderfernsehen. In den letzten zehn Jahren ist das dort produzierte Bild sogar eher rückschrittig. Gerade bei der Darstellung von Mädchen findet derzeit eine starke Sexualisierung von Figuren statt. Das Handeln weiblicher Figuren ist meist auf den innerhäuslichen Bereich und auf Schönheit beziehungsweise Äußerlichkeiten reduziert, während es bei den Jungen mehr um Körperlichkeit geht. Da Kinder auch eine wichtige Konsumentengruppe geworden sind, geht das bei den Spielwaren weiter.

epd: Wie wirkt sich das denn auf die Kinder aus?

Eder: Im Vorschulalter sind Kinder noch auf der Suche nach Identität. Wenn sie zwei oder zweieinhalb Jahre alt sind, haben sie eigentlich keine wirkliche geschlechtliche Zuordnung. Jungs ziehen sich dann auch mal ein Kleid an. Solange die Eltern da keinen Aufstand machen, merken die gar nicht, dass das nicht gewollt ist. Das kommt dann erst später. Die Kinder kommen tatsächlich aus der Kita wieder und haben von anderen Kindern gehört, dass sie nicht mit bestimmten Farben malen dürfen, weil das eben Jungen- oder Mädchenfarben sind. Und diese Regeln haben sie natürlich zuvor im Kaufhaus oder in Fernsehgeschichten serviert bekommen.

epd: Sollten Eltern dem entgegenwirken und wenn ja, wie?

Eder: Wenn wir schauen, was Kindern zugeschrieben wird, dann ist das höchst problematisch. Nur das Geschlecht wird als Orientierungsmaßstab angesehen. Es wird also gar nicht geschaut, ob sich etwa ein Mädchen für Naturwissenschaften oder Fußball interessiert. Es geht einfach darum, dass Eltern sich nicht an der Nase herumführen lassen und diese Spiele mitmachen. Es geht um Vorbildverhalten, denn die Medien alleine sind nicht schuld. Ich habe etwa gestern Autoreifen gewechselt. Selbst, wenn ich es nicht könnte, würde ich so tun, als ob es mich interessiert, um den Kindern zu zeigen, dass man das auch als Frau machen kann.



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