Mi, 27.11.2013Martin Heimbucher als neuer Kirchenpräsident der Evangelisch-reformierten Kirche eingeführt

Mit dem innerkirchlichen Dialog kennt sich der neue Kirchenpräsident der Evangelisch-reformierten Kirche, Martin Heimbucher, aus. Doch das Plattdeutsche muss er erst noch lernen. Bei seiner Einführung in Leer hatte er am Mittwoch Gelegenheit dazu.

Leer/Hannover (epd). Als Martin Heimbucher zum ersten Mal gefragt wurde, ob er Kirchenpräsident der Evangelisch-reformierten Kirche werden möchte, hat er «Nein» gesagt. «Ich kann doch kein Plattdeutsch sprechen», sagte der gebürtige Regensburger. Dennoch ließen es sich die Gratulanten am Mittwoch bei der feierlichen Einführung Heimbuchers in der Großen Kirche in Leer nicht nehmen, ihre Glückwünsche auch auf Platt zu überbringen. Doch die Reformierten mit ihren 146 Gemeinden zwischen Ostfriesland und dem Allgäu sind in ganz Deutschland vertreten.

Der 58-jährige Heimbucher gilt als Experte für den Dialog unter den 20 evangelischen Landeskirchen in Deutschland. Seit 2007 arbeitete er als stellvertretender Leiter im Amt der Union Evangelischer Kirchen (UEK) der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) in Hannover. In seiner Einführungspredigt betont er, wie wichtig es sei, über den «Tellerrand der eigenen Gemeinde» hinaus zu schauen. Die Vision von Kirche müsse lebendig und beweglich bleiben und dürfe nicht fundamentalistisch verstanden werden. «Auf Beton wächst nur Beton», unterstreicht er. Doch die Kirche sei kein Gebäude aus in Stein gemeißelten Sätzen.

Obwohl im Freistaat Bayern geboren, wuchs Heimbucher in Kassel auf. In Göttingen schrieb er seine Doktorarbeit über den Widerstandskämpfer und Theologen Dietrich Bonhoeffer. Erfahrungen in der Gemeinde sammelte er in Leopoldshöhe bei Bielefeld und in der evangelisch-reformierten Gemeinde Eddigehausen bei Göttingen. «Das waren sieben erfüllte Jahre», sagte er gegenüber dem Evangelischen Pressedienst (epd).

Als reformierter Pastor in Eddigehausen arbeitete Heimbucher im Ausschuss der reformierten Kirche für «Gemeindeaufbau und Volksmission» mit. «Das ist und bleibt mein Faible. Ich glaube, dass wir sehr unterschiedliche Kulturen in unserer Kirche zunehmend mit einander ins Gespräch bringen können und müssen.»

Das macht der Theologe auch in seiner Predigt deutlich: «Wir leben hier in vergleichsweise üppigem Wohlstand auf Kosten anderer, genauer gesagt: auf Kosten des Hungers und der materiellen Verarmung anderer», betont er und fügt hinzu: «Es macht diesen Umstand keineswegs erträglicher, dass auch in unserem Land die Schere zwischen Arm und Reich weiter auseinandergeht.»

Gottes Liebe akzeptiere keine Grenzziehungen, sagt Heimbucher: «Sie duldet keine ethnischen, nationalen oder sozialen Hürden.» Im Mittelmeer scheiterten jährlich Tausende an den Grenzen, «die eine strukturelle Hartherzigkeit der europäischen Staatengemeinschaft aufgerichtet hat». In Deutschland werde um der globalen Wettbewerbsfähigkeit willen die Menschenwürde sogenannter Leiharbeiter mit Füßen getreten. «Tu deinen Mund auf für die Stummen und für die Sache aller, die verlassen sind», zitiert er einen Bibelvers.

In der Kirche seien alle Menschen dazu aufgerufen, Verantwortung zu übernehmen, betonte Heimbucher bereits im Vorfeld seiner Wahl: «Ich werde mich mit einem 'ihr da oben, wir hier unten' nicht abfinden.» Und so schließt er auch seine Predigt in Leer: «Um Christi willen entwickeln wir Widerstandskraft gegen den Ungeist der Gleichgültigkeit.»

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