Sa, 05.04.2014Margot Käßmann: «Es muss politische Predigt geben»

Bayreuth (epd). Die Reformationsbotschafterin der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Margot Käßmann, hat die Kritik an politischen Predigten zurückgewiesen. Oft werde der Kirche nahe gelegt, sich «gefälligst um Gottesdienst und Seelsorge zu kümmern», aber sich nicht in die Angelegenheiten der Welt einzumischen oder sich gar aus theologischer Sicht zu den realpolitischen Fragen der Zeit zu äußern. «Wer so redet, der kennt die Bibel schlecht», sagte die frühere hannoversche Landesbischöfin am Freitagabend in Bayreuth. «Wenn wir mit den Hungrigen das Brot brechen sollen, können wir den Hunger in der Welt nicht ignorieren.» Auch könne die Kirche nicht kommentarlos mit ansehen, wie Deutschland zum drittgrößten Waffenexporteur der Welt werde oder wie «unsere Mitgeschöpfe zur billigen Ware degradiert werden», so die frühere EKD-Ratsvorsitzende. «Es muss politische Predigt geben», sagte Käßmann. Diese müsse sich allerdings bewusst sein, im Sinne Luthers zwar «dem Volk aufs Maul zu sehen», aber dabei der Versuchung widerstehen, dem Volk nach dem Mund zu reden. «Allererstes Kriterium ist der Maßstab der Bibel, und das ist gute reformatorische Tradition.» Margot Käßmann hielt am Freitag die Laudatio für den Leipziger Pfarrer Christian Führer, der mit dem «Wilhelmine-von-Bayreuth-Preis für Toleranz und Humanität in kultureller Vielfalt» ausgezeichnet wurde. Damit würdigte die Stadt Bayreuth das «nachhaltige politischen Wirken» des Theologen in den Jahren vor und während der friedlichen Revolution in der ehemaligen DDR. Für den erkrankten Preisträger nahmen Führers Tochter Katharina Köhler und seine Söhne Sebastian und Martin die Auszeichnung entgegen.

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