Mo, 01.03.2010Margot Käßmann dankt allen Christinnen und Christen der hannoverschen Landeskirche - «Wort an die Gemeinden» auf allen 1.500 Kanzeln verlesen

Hannover (epd). Margot Käßmann hat sich erstmals nach ihrem Rücktritt als Landesbischöfin an die Christinnen und Christen in der hannoverschen Landeskirche gewandt. In einem «Wort an die Gemeinden» der Kirchenleitung, das am Sonntag auf allen 1.500 Kanzeln verlesen wurde, schreibt sie: «Ich danke allen Menschen in den Gemeinden unserer Landeskirche, die mich so wunderbar getragen und gestützt und für mich gebetet haben.» Es tue ihr leid, dass sie mit ihrem Rücktritt viele enttäusche. Sie sei mehr als zehn Jahre mit Leib und Seele Bischöfin gewesen und habe all ihre Kraft in diese Aufgabe gegeben. Käßmann war am Mittwoch nach einer Autofahrt unter Alkoholeinfluss von ihren Ämtern als Bischöfin und Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) zurückgetreten.

Der Geistliche Vizepräsident des hannoverschen Landeskirchenamtes, Arend de Vries, schreibt im dem «Wort an die Gemeinden», dass sehr viele Menschen betroffen, traurig und fassungslos seien. Für die Evangelisch-lutherische Landeskirche Hannovers bedeute der Rücktritt den Abschied von Margot Käßmann als Landesbischöfin. Als Pastorin bleibe sie der Landeskirche aber erhalten. Sie werde auch weiterhin einen wichtigen Beitrag für die Verkündigung des Evangeliums und die Diskussion gesellschaftlicher Fragen leisten.

Die Landeskirche habe Käßmann viel zu verdanken, heißt es weiter.
Sie sei eine begeisternde Predigerin, habe Hoffnung und Zuversicht vermittelt und Mut zu neuen Aufbrüchen gemacht: «Sie hat als engagierte und couragierte Christin sich öffentlich eingemischt und entscheidende Anstöße für ethische und politische Debatten gegeben.» Als eine der ersten Frauen im Bischofsamt und als erste Ratsvorsitzende habe sie viele Frauen ermutigt, sich in einer Kirche, die über Jahrhunderte von Männern geprägt war, mutig und couragiert einzubringen.

Mit ihrer Rücktrittsentscheidung sei Käßmann ihren eigenen Ansprüchen an das Bischofsamt treu geblieben, schreibt de Vries. Die Einsicht, dass ihre Amtsautorität Schaden genommen habe, und ihr damit die Freiheit fehle, auch künftig ethische und politische Herausforderungen zu benennen und zu beurteilen, habe sie zur Aufgabe ihrer Ämter bewogen. «Damit hat sie auch im Umgang mit eigenen Fehlern die Gradlinigkeit bewiesen, die für ihre persönliche Integrität unbedingt wichtig ist.» So schmerzlich diese Entscheidung auch für die gesamte Landeskirche sein möge, so sehr verdiene sie «höchsten Respekt und Anerkennung».

Das Schreiben endet mit einer Fürbitte für die bisherige Landesbischöfin und für alle die in der Kirche Verantwortung trügen.
Besonders gelte dies für den Lüneburger Landessuperintendenten Hans-Hermann Jantzen. Bis zur Wahl eines neuen Bischofs oder einer Bischöfin übernimmt Jantzen als Bischofsvikar kommissarisch die bischöflichen Aufgaben.

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