Mi, 16.04.2014Magersucht-Autorin fordert Heidi Klum heraus - Hannoveranerin sammelt 16.000 Unterschriften gegen Schlankheitswahn bei «Germany's Next Top Model»

Als Jugendliche hungerte sich Laura Pape von 68 auf 47 Kilo herunter.
Ihr Vorbild waren die dünnen Models aus den Castingshows. Heute zieht die ehemals Magersüchtige gegen den Schlankheitswahn bei  «Germany's Next Top Model» zu Felde.

Hannover (epd). Als Laura Pape zwölf Jahre alt war, wurde zum ersten Mal die Pro7-Castingshow «Germany's Next Top Model» (GNTM) ausgestrahlt. Viele ihrer Freundinnen waren begeistert von der Sendung und von den dünnen Models auf dem Laufsteg. Auch die Hannoveranerin lernte schnell, was es heißt, diesem Ideal hinterher zu jagen. Mit 17 rutschte sie in die Magersucht. Jetzt hat die heute 20-Jährige gegen die von Ex-Mannequin Heidi Klum moderierte Show erfolgreich eine Onlinepetition durchgesetzt und über 16.000 Unterschriften gesammelt. Ihr Ziel: Heidi Klum soll über das Thema Essstörung aufklären.

«Auf die GNTM-Website greifen Hunderttausende junge Nutzerinnen zu. Die träumen davon, auch Model zu werden - und doch findet sich nicht ein Hinweis auf Essstörungen und wie man Hilfe findet. Bitte ändern Sie das!», schreibt Laura Pape an Heidi Klum und Pro7. Inzwischen hat der Sender tatsächlich reagiert. Pro7-Pressesprecher Christoph Körfer sagt, gesundes Leben und gesunde Ernährung seien von jeher wichtige Themen der Show: «Auf der Seite 'Sieben Tipps für deine Modelkarriere' findet sich der gewünschte Link zu einer Präventionsseite des Bundesministeriums für Gesundheit.»

Die Verlagsangestellte freut sich über den Erfolg: «Ich bin glücklich, dass Pro7 überhaupt drauf reagiert hat. Aber mein Traum wäre gewesen, dass Heidi Klum das Thema direkt in ihrer Sendung anspricht.» Auch die Berlinerin Paula Hannemann ist begeistert. Die Deutschland-Chefin von Change.org, einer Petitionsplattform mit zwei Millionen deutschen Nutzern, sagt: «Großartig, dass Laura ihre gute Idee mit Hilfe von 16.000 Menschen zu Pro7 tragen konnte und dort auch gehört wurde.»

Das Thema Essstörung liegt Pape sehr am Herzen, denn sie war selbst fast zwei Jahre lang magersüchtig. Laut einer Untersuchung des Robert-Koch-Instituts finden sich bei jedem dritten Mädchen in Deutschland Hinweise auf ein gestörtes Essverhalten. «Viele denken, dass man nur Schönheitsidealen nacheifert und besonders schlank sein will», beschreibt die Hannoveranerin die Krankheit. Am Anfang sei das auch so. «Aber dann zählt man nur noch Kalorien und stellt sich ständig auf die Waage und hat Angst davor, wieder 100 Gramm zuzunehmen.»

Innerhalb eines halben Jahres hungerte sich die Jugendliche bei einer Größe von 1,71 Meter von 68 auf 47 Kilo herunter. An manchen Tagen aß sie gerade mal eine Handvoll Cornflakes. Ihr ganzer Körper litt an den Folgen: Ununterbrochen fror sie, war schwach und müde. Sogar ihre Menstruation blieb aus. Laut Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung wird etwa die Hälfte der Magersüchtigen wieder rückfällig, jede zehnte Betroffene stirbt sogar an den Folgen.

Um ihre Krankheit zu verarbeiten, schrieb Pape ein Buch. «Lebenshungrig - Mein Weg aus der Magersucht» soll anderen Mut machen, die Anorexie zu besiegen. «Ich kann wieder schlafen, weil ich keinen Hunger mehr habe und mir nachts nicht die Knie wehtun, weil die Knochen übereinanderliegen. Ich kann wieder lachen, also ich lebe einfach mein Leben, und das war in der Zeit meiner Magersucht nicht möglich», sagt sie. Auf der Fensterbank steht ihr Mittagessen: Vollkornnudeln in Pilzrahmsoße. Wie viel Kalorien? Die junge Frau zuckt mit den Schultern. «Ich habe es nicht ausgerechnet.»

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