Fr, 16.07.2010Leitende Theologen bedauern Rücktritt von Bischöfin Jepsen

Hannover/Braunschweig/Bremen/Oldenburg (epd). Leitende Theologen in Niedersachsen und Bremen haben den Rücktritt der Hamburger Bischöfin Maria Jepsen bedauert. Mit der 65-Jährigen trete eine wegweisende Frau des deutschen Protestantismus nach 18 Jahren im Bischofsamt zurück, teilten für die hannoversche Landeskirche der stellvertretende Bischof Hans-Hermann Jantzen und der Geistliche Vizepräsident des Landeskirchenamtes, Arend de Vries, am Freitag mit. Der Braunschweiger Bischof Friedrich Weber sagte, er sehe in einer möglicherweise früheren Fehleinschätzung über einen Fall sexuellen Missbrauchs keinen Rücktrittsgrund. Er habe Jepsen als konfliktbereite Bischofskollegin erlebt, die besonders für Minderheiten eingetreten sei. Sie habe sich für Menschen am Rande der Gesellschaft eingesetzt, unter anderem für Frauen in Armut. In der Bischofskonferenz habe er sie als engagierte und warmherzige Kollegin erlebt. Der theologische Referent der Bremischen Evangelischen Kirche, Pastor Horst Janus, würdigte Jepsen als «glaubwürdige und engagierte Bischöfin». Gleichzeitig sei ihr Schritt zu respektieren, mit dem sie Schaden von der Kirche abwenden wolle. Für die bremische Kirche stehe außerfrage, dass jedem Missbrauchsvorwurf tabufrei nachgegangen und mit den Strafverfolgungsbehörden ohne Wenn und Aber zusammengearbeitet werden müsse. «Der Opferschutz steht an oberster Stelle», so Janus.

Der Oldenburger Bischof Jan Janssen würdigte die Vorreiterrolle Jepsens als erste lutherische Bischöfin weltweit. Der Vorgang zeige erneut, dass es notwendig und richtig sei, allen Vorwürfen im Blick auf sexuellen Missbrauch konsequent und rückhaltlos nachzugehen. In der Oldenburger Kirche gebe es keinerlei Toleranz für solche Taten. «Gleichzeitig gebührt alle Zuwendung den Opfern von Missbrauch und Gewalt», sagte Janssen.

In der hannoverschen Stellungnahme heißt es weiter, mit ihrem Eintritten für Randgruppen habe Jepsen ein deutliches Zeichen gesetzt für den christlichen Glauben und eine Kirche, die sich ihrer gesellschaftlichen Verantwortung bewusst sei. «Sie hat vielen Frauen Mut gemacht, sich in der Kirche zu engagieren.»

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