So, 29.06.2014«Kurze Sätze krempeln das Leben um» - Drei Fragen an den scheidenden Bremer Rundfunkpastor Olaf Droste

Bremen (epd). Bremens scheidender Rundfunkpastor Olaf Droste gilt als «Meister der kurzen Form». Seit 1987 war er mit kurzen Unterbrechungen im Auftrag der Bremischen Evangelischen Kirche für Tausende Morgenandachten im öffentlichen-rechtlichen Radio zuständig.
«Die meisten Sätze, die ein Leben umkrempeln, sind extrem kurz», sagte Droste dem Evangelischen Pressedienst (epd). Die Andachten laufen im Hörfunk von Radio Bremen unter dem Titel «Kurz und gut» - stets zwischen anderthalb und zweieinhalb Minuten lang. Der 63-Jährige ist Deutschlands dienstältester evangelischer Rundfunkpastor und geht zum Monatswechsel in den Ruhestand.

epd: Herr Droste, geht Gott in 1.30 Minuten?

Olaf Droste: Gegenfrage: Ist Gott in der Menge messbar? Ist eine 30-minütige Predigt besser als eine 10-minütige? Allgemein: Wird ein Vortrag besser, je länger er wird? Nein, nein und nein. Die meisten Sätze, die ein Leben umkrempeln, sind extrem kurz: «Ich liebe dich!», «Ich verlasse dich!», «Hilf mir - ich brauche dich!» Das älteste und schönste Bekenntnis zu Gott ist das Sch'ma Israel (Höre Israel, d. Red.) und lautet: «Höre, Israel, der Herr ist unser Gott, der Herr allein» aus dem Alten Testament. Das dauert nicht einmal zehn Sekunden.

epd: Was ist überhaupt eine Morgenandacht im Hörfunk, wie sie Sender wie Radio Bremen im Programm haben?

Olaf Droste: Frühmorgens wird in aller Kürze etwas angedacht. Das ist der Unterschied zur Predigt. Nicht endgültig hin- und hergedacht, nicht für alle Zeiten durch-dacht, sondern an-gedacht: Spielerisch dahingeworfen, provozierend nach-gedacht und hinterfragt, gegen den Strich gedacht.

epd: Ist das nicht ein Fremdkörper im angenehm unterhaltenden Programmfluss?

Olaf Droste: Genau das hoffe ich - dass die Morgenandacht stört und fremd ist. Gibt es nicht allgemein akzeptierte Sätze wie «Störungen haben Vorrang» und «Das Fremde ist das Wichtige»? Mit anderen Worten, die Morgenandacht soll sich ja unterscheiden und soll gar nicht allen gefallen wollen. Wer Ohren hat zu hören, der höre. Nur eins darf sie nicht sein: Ein «Abschalter» - langweilig, einschläfernd, veraltete Scheinweisheiten in quäkiger Stimmlage präsentieren.

Wenn's passt, gibt es einen kleinen, mal verstörenden, mal tröstenden, mal humorvollen Input am Morgen. Eine Hörerin schrieb mir mal: «Ihre Texte lenken das Nachdenken in neue Bahnen, tun mir tief innerlich wohl und geben meinem Tag einen Auftakt anderer Qualität.» Ich gebe zu, solche Reaktionen habe ich nicht jede Woche bekommen, aber - wow, klingt das nicht toll und ist das nicht genau der Sinn der Sache?

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