Do, 12.03.2009Kriminologe verlangt nach Amoklauf Verbot von Gewaltspielen

Osnabrück (epd). Der Kriminologe Hans-Dieter Schwind hat nach dem Amoklauf von Winnenden ein Verbot von Computer-Gewaltspielen sowie eine weitere Verschärfung des Waffenrechts gefordert. Der «Neuen Osnabrücker Zeitung» (Donnerstagsausgabe) sagte der Präsident der Deutschen Stiftung für Verbrechensbekämpfung: «Dass der 17-Jährige auf der Flucht noch weiter um sich geschossen hat, ist ein Verhalten, das Jugendliche auch in Spielen wie Counter Strike oder Crysis lernen können.»

Medieneinflüsse seien zwar keine vorrangigen Einflussfaktoren, sie begünstigten aber solche Gewalttaten. Zu den Ursachen der Eskalation zählt Schwind eine «über längere Zeit aufgestaute Wut  eziehungsweise Frustration und das Fehlen von Bezugspersonen, die eine Ventilfunktion wahrnehmen können». Eltern hätten heutzutage oft zu wenig Zeit für die Probleme ihrer Kinder. Dazu zählten zum Beispiel Schulversagen, Mobbing oder körperliche Angriffe von Mitschülern.
«So reift allmählich der Tatplan, unterstützt durch Videovorlagen und zum Beispiel die Griffnähe von legalen Waffen, die der Vater im Schrank unzuverlässig verwahrt», sagte Schwind. Kaum jemand wisse, dass in Deutschland zehn Millionen legale Waffen und geschätzte rund 20 Millionen illegale Waffen im Umlauf seien.

Nach solchen Verbrechen wie in Winnenden «lassen sich Dominoeffekte beziehungsweise Nachahmungstaten an anderen Schulen nicht ausschließen», warnte Schwind. Das gelte vor allem für die ersten 14 Tage nach der Tat. «In den Schulen sollte das Ereignis auch im Unterricht thematisiert werden», sagte Schwind.

Ein 17-Jähriger hatte am Mittwoch bei dem Amoklauf in der schwäbischen Kleinstadt bei Stuttgart nach Angaben der Polizei neun Schüler, drei Lehrerinnen und drei Passanten erschossen. Der Täter tötete sich nach einem Schusswechsel mit Polizisten offenbar selbst. 

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