Di, 12.03.2013Kriminologe und Bischöfe streiten weiter über Missbrauchsstudie

Ein große Studie sollte eigentlich die 2010 bekanntgewordenen Fälle von sexuellen Missbrauch in der katholischen Kirche aufklären. Doch das Projekt scheiterte. Die Partner von damals sind inzwischen zu Kontrahenten geworden und streiten um Details.

Hannover/Bonn (epd). Trotz eines gerichtlichen Vergleichs streiten der hannoversche Kriminologe Christian Pfeiffer und die katholische Deutsche Bischofskonferenz weiter um die gescheiterte Missbrauchsstudie. Zwar akzeptierten beide Seiten einen Vergleichsvorschlag des Landgerichts Hannover, wie die Parteien am Dienstag in Hannover mitteilten (Az.: 6 O 43/13). Dabei ging es um die Darstellung des Streits auf der Homepage der Bischofskonferenz.
Pfeiffer wirft der Kirche aber weiter vor, sie habe Zensur ausüben wollen. Diese wiederum spricht vom «Tiefpunkt» einer von Pfeiffer gestarteten Kampagne.

Als Folge des Vergleichs änderte die Kirche ihre Darstellung. Sie hatte auf der Homepage zunächst behauptet, beide Seiten hätten sich im Juni 2012 auf Formulierungen zur Wissenschaftsfreiheit geeinigt.
Pfeiffer bestreitet dies schärfstens und zog gegen diese Äußerung vor Gericht. Inzwischen schreibt die Kirche im Internet, sie habe «Formulierungen vorgeschlagen, welche sie für geeignet hielt», die Wissenschaftsfreiheit zu garantieren.

Der Professor und Leiter des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen wertete den Vergleich als Niederlage der Bischofskonferenz: «Die Kirche musste nachgeben», sagte er dem epd.
«Sie hat zu Unrecht behauptet, wir hätten uns geeinigt.»

Die Bischofskonferenz dagegen erklärte, Pfeiffer versuche «einen Vergleich fälschlich in einen einseitigen Erfolg umzuinterpretieren». Die Kirche habe sich bei nebensächlichen Äußerungen kompromissbereit gezeigt, um einen weiteren Rechtsstreit zu vermeiden. Das Gericht habe dringend dazu geraten, die Auseinandersetzung beizulegen.

Pfeiffer hielt der Kirche erneut vor, sie habe die Freiheit wissenschaftlicher Forschung einschränken wollen. Die Ergebnisse der Studie hätten nur mit Zustimmung der Kirche veröffentlicht werden sollen. Zudem habe die Kirche bei der Auswahl der Mitarbeiter mitreden wollen. Das Institut sollte den Missbrauchsskandal von 2010 wissenschaftlich aufarbeiten.

Die katholische Kirche hatte die Zusammenarbeit im Januar beendet. Mangelndes Vertrauen und ein zerrüttetes Verhältnis hätten zu diesem Schritt geführt, erklärte die Kirche. Sie will die Arbeit mit einem anderen Partner fortführen.

Auch Pfeiffer will auf eigene Faust den sexuellen Missbrauch in der katholischen Kirche weiter erforschen. Er rief die Opfer auf, sich bei dem Institut zu melden. Rund 450 Opfer hätten bereits einen anonymen Fragebogen beantwortet.

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