Fr, 09.05.2014Kontroverse Debatte über Reformationstag in Niedersachsen

Kirche sieht möglichen gesetzlichen Feiertag als Chance

Soll der Reformationstag in Niedersachsen gesetzlicher Feiertag werden wie in Ostdeutschland? Darüber gehen die Meinungen weit auseinander. Während die Kirchen darin eine Chance sehen, lehnen Vertreter der Konfessionslosen die Idee rundweg ab.

Von Michael Grau (epd)

Hannover (epd). Religionsgemeinschaften und Humanisten haben am Freitag im Kultusausschuss des niedersächsischen Landtages ihre Positionen zu einer möglichen Erhebung des Reformationstages am 31. Oktober zum gesetzlichen Feiertag dargelegt. Zum Auftakt der Anhörung in Hannover sagte die evangelische Oberlandeskirchenrätin Kerstin Gäfgen-Track, ein solcher Feiertag böte die Chance, den Dialog über die grundlegenden Fragen des Zusammenlebens in der Gesellschaft bewusst zu pflegen. Widerspruch kam vor allem von den Humanisten als Vertreter der Konfessionslosen sowie vom Landesschülerrat.

Der Tag erinnert an den Beginn der Kirchenreformation durch Martin Luther am 31. Oktober 1517. Im Januar hatte die CDU den Vorschlag eines arbeitsfreien Feiertags in den Landtag eingebracht. Niedersachsen hat bisher wie Bremen, Berlin, Hamburg und Schleswig-Holstein neun gesetzliche Feiertage - das sind im Vergleich aller Bundesländer die wenigsten. In Niedersachsen ist rund die Hälfte der Bevölkerung evangelisch.

Gäfgen-Track betonte, die durch die Reformation ausgelösten Entwicklungen und Erkenntnisse prägten das gesellschaftliche Bewusstsein bis heute tiefgreifend: «Die Grundeinsicht von der unverlierbaren Würde des Menschen und seiner Freiheit hat maßgeblich spätere Freiheitsbewegungen beeinflusst.»

Kirsten Wiese von der Humanistischen Union forderte dagegen, ein neuer Feiertag müsse aus paritätischen Gründen anderen Religionen zugutekommen, etwa dem Islam. Jürgen Steinecke vom Humanistischen Verband schlug den Jahrestag der Erklärung der Menschenrechte am 10. Dezember vor: «Dieser Tag ist für alle Menschen vor grundlegender Bedeutung.» Florian Kolb vom Landesschülerrat sprach sich mit Blick auf Menschen mit ausländischen Wurzeln generell gegen weitere kirchliche Feiertage aus.

Für die katholische Kirche sagte Professor Felix Bernard: «Sie müssen verstehen, dass wir zum Reformationstag ein eher gespaltenes Verhältnis haben.» Werde er beschlossen, könne die katholische Kirche aber damit leben: «Die Ökumene ist so weit, dass wir auch einen solchen Feiertag mitgestalten könnten.»

Michael Fürst vom Landesverband der jüdischen Gemeinden verwies auf Martin Luthers judenfeindliche Schriften und kam zu dem Schluss: «Ich habe mit dem Reformationstag Probleme.» Für die türkischen Muslime sagte Emine Oguz, Feiertage seien eine Chance, Traditionen zu beleben und sie davor zu bewahren, verdrängt und vergessen zu werden.

Der Reformationstag ist bereits in den ostdeutschen Ländern außer Berlin gesetzlicher Feiertag. Im bundesweiten Vergleich liegt Bayern mit insgesamt 13 Feiertagen vorn. Das Saarland und Baden-Württemberg haben zwölf. Der niedersächsische Landtag hatte bereits beschlossen, den 31. Oktober 2017 anlässlich des 500-jährigen Reformationsjubiläums einmalig zum arbeitsfreien Feiertag zu machen wie auch in anderen Bundesländern.



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