Do, 05.06.2014Kirchlicher Friedensbeauftragter Brahms fordert «stehendes Heer» ziviler Konfliktlöser

Bremen (epd). Deutschland sollte sich nach Auffassung des kirchlichen Friedensbeauftragten Renke Brahms ein «stehendes Heer» an Friedensfachkräften leisten. «Wir leisten uns die Bundeswehr, wir müssten uns angesichts der Konflikte in vielen Regionen der Welt auch ein Heer von zivilen Akteuren in der Größe der Bundeswehr leisten», sagte Brahms am Mittwochabend in Bremen bei einer Diskussion über Friedensförderung in Kriegsregionen. Brahms ist seit 2008 Friedensbeauftragter der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).

Afghanistan-Experte Winfried Nachtwei bestätigte bei der Diskussion den international wachsenden Bedarf an Zivilexperten etwa für Verwaltungsaufbau, Förderung der Zivilgesellschaft und Polizeiaufbau. «Deutsche Fachleute haben hier einen guten Ruf», betonte der ehemalige Grünen-Bundestagsabgeordnete. «Sie sind international besonders gefragt, stehen aber in zu geringem Umfang zur Verfügung», sagte Nachtwei und ergänzte: «Für einen rechtsstaatlichen Aufbau brauchen wir schneller und auf die Dauer verfügbare Kräfte.»

Deutschland müsse sich aufgrund seiner Geschichte bei internationalen Krisen stärker für den Vorrang ziviler und gewaltfreier Konfliktbearbeitung einsetzen, bekräftigte Brahms. In diesem Zusammenhang müsse der vor zehn Jahren eingesetzte «Aktionsplan Zivile Krisenprävention, Konfliktlösung und Friedenskonsolidierung» der Bundesregierung ausgebaut werden.

Nachtwei und Brahms kritisierten die Konzentration von Journalisten in Konfliktregionen auf Militär und Gewalt. Über die Fortschritte ziviler Projekte werde kaum berichtet, sagte Nachtwei. «Kein Anschlag, keine Nachricht.» So sei am 12. Mai das wiederaufgebaute und erweiterte Balkh-Provinz-Hospital in Masar-i-Sharif als zentrales Krankenhaus in Nordafghanistan eröffnet worden - ohne Resonanz in Deutschland. Nachtwei: «Ein Baum, der fällt, macht mehr Krach als ein Wald, der wächst.»

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