Do, 04.11.2010Kirchliche «Navigationshilfe» - Katechismus soll Christen Orientierung geben

Hannover (epd). Was gilt in der Kirche? Bei Themen wie Sexualmoral, Gentechnik oder Sterbehilfe können Christen leicht die Orientierung verlieren. Auch die alten Bekenntnisse der frühen Christenheit - seit Jahrhunderten Leuchttürme des Glaubens - verlieren zunehmend an
Akzeptanz: Selbst hohe Kirchenvertreter sprechen sich inzwischen für die Aktualisierung der uralten Texte aus.

   Eine Hilfe zur Navigation im Meer der Meinungen für Christen soll der «Evangelische Erwachsenenkatechismus» sein, dessen völlig neu überarbeitete Auflage am Mittwoch von der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD) vorgestellt wurde. Das Werk war 1975 erstmals erschienen und seither nach Angaben des Gütersloher Verlagshauses mehr als 250.000 Mal verkauft worden.

   Der Leitende VELKD-Bischof, Landesbischof Johannes Friedrich aus München, versteht den überarbeiteten Katechismus als «Navigationshilfe» und «Kursbuch des Glaubens». Ziel sei es, die Urteilsfähigkeit in religiösen und ethischen Fragen zu schärfen. An vielen Stellen bilde der Katechismus einen Konsens innerhalb der evangelischen Kirche ab. Doch er scheue nicht aufzuzeigen, wo die Kirchen noch auf der Suche nach einem Konsens seien. Er gehe dabei Spannungen nicht aus dem Weg, etwa der Frage nach homosexuellen Partnerschaften oder auch Fragen zur Wirtschafts- und Friedensethik sowie Medizinethik.

   Die Gesamtdarstellung evangelischen Glaubens informiert umfassend über das christliche Koordinatensystem zwischen Himmel und Hölle sowie Gott und Teufel. Die Fundgrube der Theologiegeschichte legt die im Laufe der Zeiten erdachten Argumente für und gegen Gott dar und gibt einen Überblick über die großen Weltreligionen. Großen Stellenwert nimmt dabei auch die Ökumene ein. Für die katholische Kirche hatte Papst Johannes Paul II. (1920-2005) Anfang der 1990er Jahre eine Weltkatechismus vorgestellt.

   Im Katechismus geht es auch um die sogenannten «letzten Dinge».
Hinter den Horizont des Todes können zwar selbst Theologieprofessoren oder Bischöfe nicht blicken. Aus christlicher Sicht sei das Sterben jedoch nie das Ende des individuellen Lebens, die Beziehung mit Gott gehe weiter, heißt es zuversichtlich. Dies gibt auch der Begleitung Todkranker besonderen Stellenwert und erweitert die rein körperliche Dimension um die spirituelle.

   Die Herausgeber und Autoren des «Evangelischen Erwachsenenkatechismus» - Theologen aus Gemeinden und Hochschulen - stehen dabei in der Tradition von Martin Luther (1483-1546). Sein sprachbildender Kleiner und Großer Katechismus aus dem 16.
Jahrhundert gilt bis heute vielen evangelischen Christen als Vorbild.
Eine effiziente Vermittlung des Glaubens dürfe sich allerdings nicht allein auf Texte stützen, räumte der Reformator ein: «Es steht in Büchern genug geschrieben, ja es ist aber noch nicht alles in die Herzen getrieben.»

   Buchhinweis: «Evangelischer Erwachsenenkatechismus» (EEK) - herausgegeben von Martin Rothgangel, Manfred Kießig und Andreas Brummer im Auftrag der Kirchenleitung der VELKD. Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 2010, 1020 Seiten, 29,95 Euro.

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