Mo, 05.01.2015Kirchenvertreter verurteilen «Pegida»-Demonstration

Leer/Braunschweig (epd). Kirchenvertreter haben die für Montagabend geplanten neuen «Pegida»-Demonstrationen in mehreren Städten deutlich kritisiert. Der Kirchenpräsident der Evangelisch-reformierten Kirche, Martin Heimbucher, warf den Initiatoren der islamfeindlichen Bewegung vor, ihren Zielen einen religiösen Anstrich zu geben: Die Bibel dürfe aber nicht missbraucht werden, um andere Menschen auszugrenzen, sagte der Theologe am Montag in Leer dem Evangelischen Pressedienst (epd). Der frühere Präsident des Lutherischen Weltbundes, Altbischof Christian Krause, bezeichnete die Verwendung von christlichen Symbolen bei «Pegida»-Demonstrationen als «pervers».

Heimbucher unterstrich, dass Christen «keinen Fußbreit nachgeben» dürften, wenn Menschen unter einem religiösen Deckmantel versuchten, sich über andere Menschen zu erheben. Das christliche Abendland lebe vom Zusammenleben unterschiedlichster Menschen «im Zeichen des
Gottesfriedens»: «Wer das leugnet, soll sich bitte nicht mit dem Begriff 'Abendland' schmücken.»

Krause, ehemaliger Bischof der Evangelisch-lutherischen Landeskirche in Braunschweig, verurteilte scharf die Verwendung christlicher Symbole bei den «Pegida»-Kundgebungen. «Wenn ich sehe, dass da schwarz-rot-gold angestrichene Kreuze hochgereckt werden, gruselt es mich», sagte er dem «Kölner Stadt-Anzeiger». «Da soll angeblich eine christliche Prägung unserer Kultur mit den Mitteln der Ausgrenzung verteidigt werden.» Wer so rede, wisse offenbar selbst nicht, was er da verteidige.

Auch der ehemalige Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Nikolaus Schneider, grenzte sich deutlich von «Pegida» ab. «Von der Zielsetzung her ist 'Pegida' unchristlich», sagte er der Düsseldorfer «Rheinischen Post» (Montagsausgabe). Man könne nicht das Abendland verteidigen, indem man den Islam zum Feind ausrufe. «Christinnen und Christen haben deshalb auf diesen Demonstrationen nichts zu suchen.» Schneider warnte davor, auf die Forderungen der islamfeindlichen Demonstranten einzugehen. Es müsse deutlich gesagt werden, «dass das Unsinn ist.»

Für Montagabend waren in Köln, Dresden, Berlin und weiteren Städten Kundgebungen der «Patriotischen Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes» (Pegida) geplant. Auch waren Gegendemonstrationen angekündigt, in Köln wurden dazu über 1.000 Menschen erwartet. Außerdem haben Internet-Aktivisten online zu einer Gegendemonstration aufgerufen. Ab dem Nachmittag will der Initiator der Online-Petition #nopegida, Karl Lempert aus Hannover, möglichst viele Menschen auf Facebook auffordern, den Petitionsaufruf gegen «Pegida» tausendfach zu teilen, erklärten die Initiatoren der Internet-Plattform Change.org in Berlin.

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