Di, 28.01.2014Kirchenvertreter sehen islamischen Feiertag zurückhaltend - Islamischer Theologe Ucar: Es gibt wichtigere Probleme

Osnabrück/Hannover (epd). Vertreter der evangelischen Kirche und der Osnabrücker islamische Theologe Bülent Ucar haben sich zurückhaltend zur Forderung nach Einführung eines islamischen Feiertags geäußert.
«Ich bin nicht gegen die Einführung eines solchen Feiertages und würde mich darüber sehr freuen», sagte Ucar am Dienstag dem epd: «Da wir aber wichtigere Probleme haben, sollten die Prioritäten anders gesetzt werden.»

Er empfehle weniger symbolische Gesten, «die die Gesellschaft möglicherweise verunsichern», sagte der Direktor des Instituts für Islamische Theologie. Stattdessen müsse es Rechtssicherheit für die Muslime in Deutschland geben, forderte Ucar. Das sei nur über die gleichberechtigte Anerkennung als Religionsgemeinschaft möglich.

Am Montag hatte sich Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) in Berlin mit Vertretern muslimischer Verbände getroffen, um über den künftigen Dialog zwischen dem Islam und dem Staat und einen Neustart der Islamkonferenz zu sprechen. Im Zusammenhang mit der Diskussion über eine gesetzliche Gleichstellung der Muslime mit den Christen und Juden hatte die Türkische Gemeinde in Deutschland die Einführung eines gesetzlichen muslimischen Feiertags gefordert.

Der Braunschweiger evangelische Bischof Friedrich Weber betonte auf epd-Anfrage: «Als Kirche begrüßen wir die neuen Perspektiven für die Islamkonferenz.» Integrationsfragen hätten eine große Bedeutung für das friedliche und gute Miteinander in Deutschland. «Dazu gehört auch, dass Muslime ihren Glauben in angemessener Weise leben können», sagte Weber. Was das im Einzelfall bedeute, müsse genau bedacht werden.

Die Präsidentin des evangelischen Landeskirchenamtes in Hannover, Stephanie Springer, kann sich «grundsätzlich vorstellen, dass es eines Tages einen gesetzlichen islamischen Feiertag geben wird». Dieser müsse allerdings auch von der Mehrheit der Bevölkerung inhaltlich mitgetragen werden, sagte die Juristin. «Und ich gehe davon aus, dass sich eine Religionsgemeinschaft, die einen Feiertag fordert, aktiv für die Gesellschaft und die Grundwerte der staatlichen Neutralität und der Religionsfreiheit einsetzt.» Auf jeden Fall aber solle es für Muslime möglich sein, sich an hohen Feiertagen von ihrer Arbeit freistellen zu lassen, forderte Springer. Für Schüler sei dies bereits geregelt.

Die evangelische Kirche im Oldenburger Land steht einem gesetzlichen islamischen Feiertag skeptisch gegenüber. «Unsere Feiertagskultur ist historisch gewachsen und kaum von außen geprägt», sagte der Beauftragte für Ethik und Weltanschauungsfragen der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Oldenburg, Olaf Grobleben, der Nordwest-Zeitung (Dienstagausgabe). Die überwiegende Mehrheit der Menschen in Deutschland seien Christen oder konfessionslos. Er vermute, dass ein gesetzlicher Feiertag nicht von der Bevölkerung mitgetragen werde.

Der katholische Weihbischof Heinrich Timmerevers aus Vechta würde einen muslimischen Feiertag dagegen begrüßen: «Auf die vom Staat garantierte Religionsfreiheit haben unser Meinung nach alle anerkannten Religionsgemeinschaften Anspruch.»

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