Sa, 08.11.2014Kirchen hoffen auf respektvolle Sterbehilfe-Debatte im Bundestag

Oldenburg/München (epd). Die beiden großen Kirchen hoffen auf eine von Respekt bestimmte Debatte im Bundestag über das Thema Sterbehilfe. Er wünsche sich, dass sich das Parlament «nicht als Gesetzesmaschine, sondern als Marktplatz der öffentlichen Debatte versteht», sagte der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, dem Nachrichtenmagazin «Focus». Der scheidende Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Nikolaus Schneider, sagte der Oldenburger «Nordwest-Zeitung», er hoffe, dass die Debatte weiter von Respekt bestimmt werde: «Keiner macht sich die Sache leicht.»

Der Bundestag diskutiert am kommenden Donnerstag in einer «Orientierungsdebatte» erstmals in großer Runde über ein Gesetz zur Sterbehilfe. Die Abgeordneten stehen vor der Frage, ob und wie sie Sterbehilfevereine verbieten oder im Gegenteil sogar mehr Möglichkeiten zulassen wollen. Ein Gesetz zur Sterbehilfe soll bis Ende 2015 auf den Weg gebracht werden. Sowohl die katholische als auch die evangelische Kirche lehnen organisierte Suizidbeihilfe ab.
Der Münchner Erzbischof Marx betonte, die Abgeordneten suchten «hoffentlich auch eine breite Debatte über das Thema Sterben in Würde».

EKD-Chef Schneider sagte, die unterschiedlichen Positionen zur Sterbehilfe im Bundestag schienen ihm gut begründet zu sein: «Schon jetzt zeichnet sich ein Konsens ab, dass organisierte und geschäftsmäßige Sterbehilfe verboten werden soll. Ich halte ein solches Verbot für richtig.» Schneider legt sein Amt als EKD-Ratsvorsitzender nach vier Jahren nieder, um seiner an Krebs erkrankten Frau beizustehen. Die Synode der EKD will am Dienstag einen Nachfolger wählen.

Das Ehepaar Schneider hatte im Sommer Interviews gegeben, in denen es sich sehr persönlich mit der Frage der Sterbehilfe auseinandergesetzt hatte. Nikolaus Schneider hatte die kirchliche Position der Ablehnung von Sterbehilfe vertreten, zugleich aber erklärt, er würde seine Frau in die Schweiz begleiten, wenn sie dies wünsche. Der evangelische Theologe sagte der «Nordwest-Zeitung», er sehe nicht, dass sich die bisherige Position zur Suizidbeihilfe im Rat der EKD und in der Synode bald verändern könnte. Allerdings gehöre Mehrstimmigkeit zum Protestantismus.

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