So, 13.01.2013Kirche wirbt auf der Messe um theologischen Nachwuchs

Bremen/Hannover (epd). Die Bremische Evangelische Kirche wirbt offensiv um theologischen Nachwuchs. Am Sonntag informierte die Ausbildungsbeauftragte Christine Kind auf der Bremer Jobmesse «Horizon» über Studium und Berufspraxis. Wer sich für evangelische Theologie entscheide, habe gute Berufsaussichten, sagte der theologische Repräsentant der bremischen Landeskirche, Renke Brahms, dem epd. Allein in Bremen gingen in diesem Jahr zehn Pastorinnen und Pastoren in den Ruhestand. Derzeit habe die Landeskirche über alle Semester aber nur 14 Studierende, bilanzierte Brahms: «Das reicht nicht.»

Der Nachwuchsmangel ist ein bundesweites Problem: Den rund 21.000 Pastoren, die derzeit in Deutschland aktiv sind, folgen immer weniger junge Theologiestudenten nach. Fast alle evangelischen Kirchen stehen in einigen Jahren vor Nachwuchsproblemen, prognostizierte daher unlängst der hannoversche Landesbischof Ralf Meister.

Die Studierendenzahlen sind seit Jahren rückläufig. Allein in den zurückliegenden zehn Jahren ließen sich Zweidrittel weniger Studenten in die landeskirchlichen Listen für den Dienst in der Kirche eintragen. Ende 2011 standen noch rund 2.400 Studenten auf den landeskirchlichen Listen für Pfarrdienstanwärter. An Universitäten und kirchlichen Hochschulen waren zum Wintersemester 2011/2012 mehr als 5.400 Studenten mit dem Berufsziel Pfarramt eingeschrieben.

Der Göttinger Praktische Theologe Jan Hermelink beobachtet bei vielen Studierenden eine gewisse Skepsis gegenüber dem Beruf des Pfarrers. «Er greift am stärksten in die private Lebensführung ein», sagt er. Einer nicht repräsentativen Umfrage unter Studierenden in Göttingen, Leipzig und Halle zufolge sitzen anders als in den 70er und 80er Jahren heutzutage vor allem junge Leute aus dem binnenkirchlich-frommen Milieu in den Hörsälen der theologischen Fakultäten.

«Später haben Pastorinnen und Pastoren zwar einen gut bezahlten und sicheren Beruf im Beamtenverhältnis», sagte dazu die Bremer Kirchensprecherin Sabine Hatscher. «Dazu gehören aber auch unregelmäßige Arbeitszeiten mit viel Feiertags- und Wochenenddienst.»

Parallel machen sinkende Mitgliederzahlen und rückläufige Kirchensteuermittel den Kirchen zu schaffen. Ein damit einhergehender Stellenabbau wird jedoch das Problem Pfarrermangel nicht lösen können. Die hessen-nassauische Kirche kündigte etwa an, bis 2019 mehr als 120 Pfarrstellen abzubauen. Gleichzeitig will sie jedoch bis 2029 rund 550 Nachwuchstheologen einstellen.

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