Mi, 04.04.2012Kirche verteidigt Karfreitag als stillen Feiertag

Piratenparteiruft zu Demonstrationen gegen Tanzverbot auf - Bis zu 200 Teilnehmer in Hannover erwartet

Hannover/Bremen (epd). Die evangelische Kirche verteidigt den Karfreitag als stillen Feiertag und spricht sich gegen öffentliche Veranstaltungen an diesem Tag aus. Der leitende Bremer Theologe Renke Brahms sagte am Mittwoch dem Evangelischen Kirchenfunk Niedersachsen, dabei gehe es vor allem um die Fragen, welche gemeinsamen Auszeiten sich eine Gesellschaft gönne. Unterdessen werden in Hannover am Karfreitag bis zu 200 Teilnehmer zu einer Demonstration gegen das umstrittene Tanzverbot an dem Feiertag erwartet.

Tanzen sei an diesem Tag privat niemandem untersagt, betonte Brahms. Das Verbot beziehe sich auf öffentliche Veranstaltungen. Kirchlich gesehen erinnere der Karfreitag an den Kreuzestod Jesu und rücke das Thema Tod überhaupt in den Mittelpunkt.

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Nikolaus Schneider, sagte dem Hessischen Rundfunk zur Frage des Tanzverbots: «Das Heil und das Verständnis dieses Tages hängt nicht davon ab.» Aber: «Das sind Zeichen, die dem Ganzen gut tun. Ich bin dafür, dass dieser Tag als Tag der Ruhe und der inneren Einkehr geschützt bleibt.»

Auch in diesem Jahr wird um die Stille am Karfreitag gestritten. Die Piratenpartei rief über das Internet in Hannover, Frankfurt/Main und Gießen zu «Tanzflashmobs» an dem Feiertag auf. Die Protestaktionen richten sich gegen das Feiertagsgesetz, das unter anderem den Diskothekenbetrieb über die Osterfeiertage einschränkt. Auch bei den Schaustellern regte sich Kritik an der gesetzlich geregelten Ruhe.

In Hannover rechnen die Veranstalter nach Polizeiangaben mit 100 bis 200 Teilnehmern. Auch ein Lautsprecherwagen soll mitgeführt werden. Falls laute Musik nicht erlaubt ist, wollen die Demonstranten still zur Musik aus Kopfhörern tanzen. In Gießen und Frankfurt/Main sind die Tanz-Demonstrationen von den Behörden inzwischen untersagt worden. Marina Weisband von der Piraten-Partei sagte der «Frankfurter Rundschau» (Mittwochsausgabe): «Wir mobilisieren nicht gegen eine Religion, sondern dagegen, dass der Glaube Einzelner das Leben aller beeinflusst.» Jeder Christ könne beten und beschaulich sein. «Aber wir möchten nicht, dass deshalb außerhalb ihrer Sichtweite Tanzverbot herrscht, und rufen alle, die unsere Sicht teilen, übers Internet zum Mitmachen auf. Das ist doch Widerstreit der Ideen und ganz normale Demokratie.»

Die Aufrufe seien eine Meinungsäußerung, mit der man sich auseinandersetzen müsse, sagte Brahms, theologischer Repräsentant der Bremischen Evangelischen Kirche. «Ich würde da jetzt keinen Kampf draus machen, so nach dem Motto, die Polizei muss das verbieten.» Dennoch werbe er dafür, an der Karfreitagsruhe festzuhalten.

Auch der hannoversche Landesbischof Ralf Meister hat dafür plädiert, am gesetzlichen Karfreitagsschutz festzuhalten. Die Stille am Karfreitag sei «die ausgedehnte Schweigeminute einer ganzen Gesellschaft», sagte Meister dem Evangelischen Pressedienst. Sie gelte allen Menschen, die Leid ertragen müssten, wie auch den Opfern von Gewalt und Terror: «Die Kraft einer solchen gemeinsamen Stille stärkt eine Gesellschaft.»


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