Di, 29.06.2010«Kirche ist eben überall» - «Kirche unterwegs» schlägt ihre Zelte am Strand von Dangast auf

Dangast/Kr. Friesland (epd). Im Wohnwagen von «Kirche unterwegs» klappern schon die Tassen und Teller. «Wo sollen die Töpfe hin?» fragt Fenja und streckt den Kopf zur Tür raus. Die 16-jährige Teamerin räumt auf dem staatlichen Campingplatz von Dangast am Jadebusen den Caravan ein. Denn gleich nebenan wird gerade die Zeltkirche aufgebaut. «Ja, Kirche ist eben überall da, wo Menschen sind», sagt Diakon Harald Herrmann, «auch am südlichsten Strand der Nordsee.»

Herrmann ist in der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Oldenburg verantwortlich für die Arbeit auf den Campingplätzen. Rund 70 ehrenamtliche Helferinnen und Helfer hat er für diesen Sommer gewonnen. Neben Dangast ist er auch noch für die Zeltkirchen auf den Campingplätzen in Schillig, Burhave und Hooksiel verantwortlich.

Für jeweils rund zehn Tage leben, wohnen und arbeiten die Teams zu viert auf dem Platz. «Je zwei Neue und zwei erfahrene alte Hasen», sagt Herrmann. Alle Teamer haben sich in Seminaren auf die Arbeit in der Zeltkirche vorbereitet. Neben Gottesdiensten stehen vor allem Angebote für die Kinder auf dem Programm. «Wir wollen basteln, singen und Sandburgen bauen», sagt die 16-jährige Anne Eden aus Wilhelmshaven, die schon zum dritten Mal mit dabei ist.

Ein echter Renner sind die täglichen «Gute-Nacht-Geschichten» für die Kleinsten auf dem Platz, erzählt Anne. Der Rabe «Rudi» gehöre dann unbedingt dazu. Die große Handpuppe erzähle die Geschichten und ziehe den Kleinen förmlich in seinen Bann.

Doch auch die Erwachsenen kommen nicht zu kurz. «Ganz wichtig ist der große Grillabend einmal in der Woche für alle Urlauber auf dem Platz», sagt Herrmann. Dort lernten sich die Gäste kennen, und es sei immer eine nette Feier.

Das Projekt «Kirche unterwegs» sei von vielen Campingplätzen nicht mehr wegzudenken, sagt Kirche-im-Tourismus-Pastor Hartmut Schneider aus Aurich. Er ist in der hannoverschen Landeskirche verantwortlich für die zahlreichen Zeltkirchen zwischen Ems und Elbe. Viele Gäste erwarteten dieses Angebot und wählten ihr Urlaubsziel nach den Plätzen aus, auf denen die Kirche aktiv ist.

Doch oft werde der Urlaub mit großen Erwartungen überfrachtet, sagt der Theologe. Die Sehnsucht nach Entspannung und Kontakten sei enorm: «Die Menschen bringen ihre Sorgen und Probleme mit in den Urlaub.» Manche Trauer und seelische Not werde erst abseits des Alltags an die Oberfläche gespült: «Dann ist es gut, wenn wir mit kompetenten Leuten vor Ort sind.»

«Auf die ehrenamtlichen Teamer kommt wieder viel Arbeit zu», sagt Diakon Herrmann und lässt den Blick über Kisten und Planen schweifen, die alle noch in der Zeltkirche und dem Wohnwagen verstaut werden müssen. «Ach was», fällt ihm Fenja ins Wort. «Für mich gehört das zum Urlaub einfach dazu.»

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