Mo, 18.07.2011Kinderhilfswerk: Zahl getöteter Säuglinge deutlich rückläufig

Osnabrück (epd). Die Zahl tot aufgefundener Neugeborener ist in Deutschland nach Angaben des Kinderhilfswerks «terre des hommes» auf den tiefsten Stand seit zehn Jahren gesunken. Im vergangenen Jahr seien 14 Babys direkt nach der Geburt getötet oder mit tödlicher Folge ausgesetzt worden, berichtet die «Neue Osnabrücker Zeitung» (Montagsausgabe). Das gehe aus einer Studie des Kinderhilfswerks hervor, die der Zeitung vorliege.

Gleichzeitig erhob Bernd Wacker von terre des hommes schwere Vorwürfe gegen die Bundesregierung. «Es ist unfassbar, wie nachlässig die Politik mit den bitteren Schicksalen Neugeborener umgeht», sagte er der Zeitung. Der Staat halte sich seit Jahren aus allen Problemen heraus. Die Maxime laute «nichts hören, nichts sehen, nichts wissen». Die Zahl der Kinder, die in Babyklappen abgelegt würden, müsse endlich amtlich erfasst werden. Auch anonyme Geburten in Krankenhäusern und die Zahl getöteter oder ausgesetzter Neugeborener müssten öffentlich registriert und damit transparent gemacht werden.
«Ohne diese Daten können wir auch nicht gezielt helfen», kritisierte
Wacker.

Im Vergleich zu 2009, als 24 Neugeborene tot aufgefunden worden waren, sei die Zahl der Fälle um mehr als 40 Prozent zurückgegangen. Gegenüber der bisherigen Höchstzahl von 32 toten Babys in 2006 hätten sich die Todesfälle sogar mehr als halbiert. Den bisherigen Tiefstwert hab das in Osnabrück ansässige Hilfswerk in den Jahren 2000 und 2001 mit jeweils 17 Fällen registriert. Es stützt seine Studie auf Angaben von Landeskriminalämtern und werte darüber hinaus Medienberichte aus. Demnach seien im vergangenen Jahr zwölf ausgesetzte Neugeborene lebend aufgefunden worden, ebenso viele wie im Jahr 2009.

Trotz der stark rückläufigen Entwicklung kann Wacker zufolge noch nicht von einer Trendwende gesprochen werden. Er warnte davor, die aktuellen Zahlen als Beleg für den Erfolg von Babyklappen zu werten. Es gebe keine offizielle Statistik darüber, wie viele Babys dort abgegeben würden. Deshalb lasse sich auch nicht sagen, ob Mütter das Angebot verstärkt wahrnähmen und die Zahl tot aufgefundener Neugeborener deshalb sinke. Das Hilfswerk legt seit 1999 jährlich eine Statistik über tot und lebend aufgefundene Neugeborene in Deutschland vor.


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