Mo, 10.11.2014Kinder psychisch kranker Eltern sind besonders gefährdet - Bundesweiter Fachkongress tagt in Hannover

Hannover (epd). Rund drei Millionen Kinder und Jugendliche in Deutschland leben nach Angaben von Experten mit psychisch kranken Eltern. Rund 180 Mitarbeiter aus dem Gesundheitswesen sowie aus Kinder- und Jugendhilfen diskutieren bei dem zweitägigen bundesweiten Fachkongress «Ein verrücktes Leben» noch bis Dienstag in Hannover darüber, wie die Betroffenen besser unterstützt werden können.
Studien hätten gezeigt, dass ihr Risiko, im Laufe ihres Lebens selbst psychisch zu erkranken besonders hoch sei, sagte Bundesgeschäftsführer der Kinderschutz-Zentren Arthur Kröhnert.

Diese Kinder entwickelten aus Scham Schutzmechanismen. «Scham führt zum Rückzug», sagte Kröhnert. Die Kinder vermieden bestimmte Situationen, übernähmen zu viel Verantwortung für ihre Eltern und überforderten sich damit oft. Die Früherkennung psychischer Krankheiten bei Eltern sei deshalb besonders wichtig. «Am besten sollte die Familie schon während der Schwangerschaft begleitet werden.»

Dazu müsse vor allem die Zusammenarbeit zwischen Medizin, Psychiatrie, den Jugendhilfen und betroffenen Familien verbessert werden, sagte Kröhnert. In Familien werde das Thema oft verdrängt. Mitarbeiter der Kinder- und Jugendhilfe hätten Schwierigkeiten, psychische Erkrankungen der Eltern zu erkennen, weil sie nicht psychiatrisch ausgebildet sind. Die Psychiatrie nehme die Kinder bislang vor allem im Blick auf den therapeutischen Heilungsprozess der Eltern wahr.

Darüber hinaus müssten auch Lehrer und Erzieher für das Thema sensibilisiert werden, um psychische Erkrankungen frühzeitig feststellen zu können. Patenfamilien, wie sie einige Behörden und freie Träger anböten, könnten in besonders schwierigen Phasen Rückhalt geben, hob Kröhnert vor. «Sie nehmen den Druck von Eltern und Kindern.»

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