Mo, 20.05.2013Katholischer Arbeitnehmervertreter gegen neoliberale Wirtschaftsordnung

Osnabrück/Nordwalde (epd). Der Bundespräses der Katholischen Arbeitnehmerbewegung (KAB), Pfarrer Johannes Stein, hat die neoliberale Wirtschaftsordnung als «inhuman» kritisiert. Der Grundsatz, dass die Arbeit für den Menschen und nicht der Mensch für die Arbeit da sei, gelte heute vielfach nicht mehr, sagte Stein am Wochenende auf der 25. Christlich-Islamischen Tagung im nordrhein-westfälischen Nordwalde. «Im Zeitalter des Casinokapitalismus ist der Mensch zur Vermehrung des Kapitals sogar überflüssig.»

Die Folge seien eine hohe Arbeitslosigkeit, wie sie vor allem in den südeuropäischen Ländern zu beobachten sei, und eine zunehmende Zahl von Menschen in prekären Einkommensverhältnissen. Als Vision nannte der KAB-Bundespräses die Weiterentwicklung der Erwerbs- in eine Tätigkeitsgesellschaft. Wichtige Voraussetzung dafür sei ein bedingungsloses Grundeinkommen, erklärte er.

Der Osnabrücker Islamwissenschaftler Bacem Dziri sagte, aus islamischer Sicht gebe es bisher nichts, was sich mit der katholischen Soziallehre oder der protestantischen Sozialethik vergleichen lasse. Im Islam gelte wie im Christentum, das sich die Würde eines Menschen nicht daran bemesse, ob er Arbeit habe.

Dziri erinnerte daran, dass die Selbstverbrennung des tunesischen Gemüsehändlers Mohammed Bouazizi am 17. Dezember 2010 als Protest gegen Behördenwillkür und Angst vor drohender Armut der Auslöser für den arabischen Frühling gewesen sei. Das zeige den Stellenwert, die die Erwerbstätigkeit auch in der islamischen Welt genieße.

Die 25. Christlich-Islamische Tagung, zu denen die Deutsche Muslim Liga, das Bendorfer Forum und die Evangelische Akademie Villigst eingeladen hatten, widmete sich dem Thema Arbeitslosigkeit und der Umgang im Christentum und im Islam.

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