Di, 14.01.2014Karl-Jaspers-Klinik baut erste Jugendforensik in Niedersachsen

Bad Zwischenahn/Kr. Ammerland (epd). Die erste jugendpsychiatrische Klinik für minderjährige Straftäter in Niedersachsen entsteht in Bad Zwischenahn bei Oldenburg. Auf dem Gelände der Karl-Jaspers-Klinik für Forensik soll bis zum Herbst 2015 ein Neubau mit zwei Stationen mit je zwölf Betten entstehen, sagte Chefarzt Joachim Dedden am Dienstag. Die Patienten werden zwischen 16 und 21 Jahre alt sein und müssen von einem Richter in die Klinik eingewiesen werden. Der Bau koste rund sieben Millionen Euro.

Die jugendlichen Straftäter sind psychisch erkrankt oder leiden unter einer Suchterkrankung, erläuterte die künftige Leitende Ärztin der Jugendforensik, Bettina Hackenbroch-Hicke. Bevor sie eingewiesen werden, müsse eine völlige oder zumindest teilweise Schuldunfähigkeit von einem Experten diagnostiziert werden.

Bevor jedoch ein Richter einen Jugendlichen in die Forensik schicke, werde ein ganzer Katalog anderer Therapien ausprobiert. «Der Einschnitt im Leben dieser jungen Menschen ist sehr tief. Keiner der Jugendlichen wird freiwillig hier sein», sagte die Fachärztin. Bundesweit werden in neun Einrichtungen etwa 170 Jugendliche in der Forensik therapiert.

Die Patienten werden Hackenbroch-Hicke zufolge in zwei Gruppen unterteilt. Wer wegen einer Drogensucht eingewiesen wird, darf höchsten für zwei Jahre weggeschlossen werden. Wird jedoch eine psychiatrische Erkrankung festgestellt, etwa eine Psychose, ist die Verweildauer in der Forensik nicht beschränkt. Die meisten Patienten würden jedoch nach drei Jahren auf Bewährung entlassen und müssten anschließend sich fünf weitere Jahre von der Klinik ambulant weiterbehandeln lassen.

«Unser wichtigstes Ziel ist die Resozialisierung, so dass die jungen Menschen irgendwann frei und unabhängig leben können», betonte die Medizinerin. Darum werde es ein Schulangebot geben und die Möglichkeit einer Berufsausbildung etwa zum Fahrradmechaniker. Der Anteil der jungen Frauen werde eher gering sein, sagte die Ärztin. Etwa drei bis fünf Prozent der Forensikpatienten seien weiblich. Sollten doch Frauen kommen, könnten die Stationen in Teilbereiche mit sechs Zimmern abgeteilt werden.

In einem Grußwort betonte Niedersachsens Sozialministerin Cornelia Rundt (SPD) die Bedeutung der Einrichtung: «Auch wenn sie straffällig geworden und deshalb untergebracht sind, ist es wichtig, dass Jugendliche auch speziell betreut werden.»

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