Mi, 23.10.2013Käßmann: Religionen müssen Konflikte entschärfen

Hannover (epd). Religionen müssen nach Ansicht von Reformationsbotschafterin Margot Käßmann Konflikte entschärfen und nicht verschärfen. «Hass und Angst zu schüren, ist und bleibt ein Irrweg in jeder Religion», sagte die evangelische Theologin am Mittwoch bei dem internationalen Symposium «Das Gewaltpotenzial der Religionen» der Leibniz Universität in Hannover. Religiöse und nicht-religiöse Menschen müssten ihre Überzeugungen von Freiheit, Toleranz und Verantwortung so umsetzen, «dass ein Leben in Frieden und Gerechtigkeit für alle Menschen auf dieser Welt möglich wird».

Vernunft sei dafür eine wesentlich bessere Ratgeberin als Verführung, Ideologie und Angst, sagte die frühere hannoversche Landesbischöfin. Entscheidend sei, dass die Religionen miteinander im Gespräch blieben. Religiöse Intoleranz habe allzu oft Öl in das Feuer politischer und ethnischer Konflikte gegossen und sei immer wieder ein hochaktuelles Thema. Beispiele seien etwa die Auseinandersetzungen in Ägypten und Indonesien. In Deutschland zeigten die Debatten um die Beschneidung von Jungen als religiöses Ritual oder das Tragen von Kopftüchern in staatlichen Einrichtungen, wie sehr um Toleranz gerungen werde, sagte die ehemalige hannoversche Bischöfin.

Käßmann kritisierte vor allem, dass der Islam immer wieder auf gewaltbereite Selbstmordattentäter oder Taliban reduziert werde. Muslime seien «angeblich intolerant, gewalttätig und verfolgen Christen». Christenverfolgung sei ein hochbrisantes Thema, unterstrich die einstige Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD): «Aber es ist absurd, alle Muslime mit einem kleinen Prozentsatz fundamentalistischer, gewaltbereiter, ideologisch getriebener Gewalttäter gleichzusetzen.»

In Deutschland werde gern eine Drohkulisse aufgebaut, nach der die tolerante Gesellschaft durch Zuwanderung bedroht werde. «Wer das erklärt, übersieht aber geflissentlich, dass der absolut und bei weitem überwiegende Teil der Zuwandernden gerade die Freiheit und die Toleranz der westlichen Gesellschaft schätzt», unterstrich die 55-Jährige. Es komme auf die gemeinsame Bereitschaft an, jegliches Unterhöhlen von Freiheitsrechten zu bekämpfen. Dabei spiele es keine Rolle, ob es sich um religiös-fundamentalistisches oder weltlich-rassistisches Gedankengut handele.

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