Mo, 21.06.2010Käßmann: Kirche darf sich nicht in ökonomische Zwänge drücken lassen

Hannover (epd). Die ehemalige hannoversche Landesbischöfin Margot Käßmann warnt die evangelische Kirche vor einer «Theologie des Erfolges». «Die Kirche darf sich nicht in ökonomische Zwänge drücken lassen und nur noch auf Zahlen fixiert sein. Auch wenn nur 15 Gottesdienstbesucher in der Kirche waren, macht das Sinn», sagte Käßmann in einem epd-Interview.

«Wir werden in diesem Land eine relevante evangelische Kirche bleiben, auch wenn die Umstände sich verändern werden», sagte die 52 Jahre alte Theologin. Eine Kirche dürfe keine Angst vor Veränderung haben, müsse sich ihr Gottvertrauen bewahren. «Auch die Institution Kirche braucht Glaubenszuversicht», sagte Käßmman, die im Februar als Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und hannoversche Landesbischöfin zurückgetreten war. Sie hatte damit die Konsequenz aus einer Alkoholfahrt gezogen.

Nach Käßmanns Worten muss die Amtskirche aufpassen, dass sie nicht so wahrgenommen wird wie eine bürokratische Behörde. «Die Kirche wird immer auch davon leben, dass es Kantiges und nicht Eingliederbares gibt. Wenn wir sagen, der Heilige Geist bewegt die Kirche, dann muss es auch möglich sein, gegen den Strich zu bürsten», sagte die Theologin.

Ungeachtet der Probleme sieht Käßmann ihre eigene berufliche Zukunft in der Amtskirche: «Ich habe eine große Liebe zu dieser Kirche, und ich sehe mich auch weiter in ihrem Dienst und nicht irgendwo auf einem Gleis daneben.» Sie wolle sich «auf keinen Fall gegen die Institution Kirche ausspielen lassen oder einen Dissidenten-Status haben».

Eine Kandidatur für das Amt der Bundespräsidentin sei für sie nicht infrage gekommen: «Im Moment will ich lieber drei Schritte aus der Öffentlichkeit zurücktreten. Und das Amt der Bundespräsidentin erfordert eine enorme öffentliche Präsenz und Verantwortung.»

Im August geht Käßmann zu einem viermonatigen Studienaufenthalt in die USA. Welche Aufgaben sie danach übernimmt, sei noch nicht entschieden.

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