So, 02.03.2014Käßmann: Gerade in der Fastenzeit auf soziale Nöte achten

Hannover (epd). Die ehemalige hannoversche Landesbischöfin Margot Käßmann hat anlässlich der bevorstehenden Fastenzeit dazu aufgerufen, soziale Missstände in der Gesellschaft besser wahrzunehmen. «Wer einmal in der Ausgabe einer der Tafeln war, sieht, wie der Überfluss der einen und der Mangel der anderen sich begegnen», sagte Käßmann am Sonntag in einer Predigt in der Marktkirche in Hannover. Menschen in Deutschland hungerten nicht nur nach Respekt und Beteiligung, sondern «manche sehr wohl auch ganz real nach ausreichender Versorgung und Nahrung».

Diese Not müsse auch beim Fasten in den Blick genommen werden, unterstrich die einstige Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD): «Was ist los in einem Land, in dem die einen aus religiösen, gesundheitlichen oder ästhetischen Gründen fasten und andere in langen Schlagen um Nahrung anstehen?» Da gebe es definitiv eine Schieflage. Der Welthungerindex zeige, dass weltweit 842 Millionen Menschen im vergangenen Jahr unter Hunger gelitten hätten. «Da kann eigentlich keiner von uns beruhigt ins Bett gehen am Abend.»

Käßmann unterstrich, dass die Fastenzeit auch dazu anregen solle, anders zu leben. «Es geht nicht darum, Leistungen vorzuweisen nach dem Motto: Ich habe sieben Wochen nicht geraucht», betonte Käßmann.
Gott imponiere auch nicht, dass jemand sieben Wochen keine Schokolade isst: «Das wäre ein völlig absurder Gedanke.» Schon den Reformatoren sei klar gewesen, dass sich allein durch Verzicht keine Verdienste im Himmel sammeln ließen. «Wir erwirtschaften hier keinen Ablass für Sünden durch irgendein Verhalten. Was das betrifft, sind wir allesamt ganz und gar auf Gottes Gnade angewiesen.»
Die Fastenzeit beginnt am Aschermittwoch, dem 5. März, und dauert sieben Wochen bis Ostern.

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