Do, 28.03.2013Käßmann appelliert an europäische Zusammenarbeit
Hannover (epd). Die Theologin und Reformationsbotschafterin Margot Käßmann hat angesichts von Euro-Rettung und Luther-Jubiläum zur europäischen Zusammenarbeit aufgerufen. «Wir sollten fröhliche Europäer sein und aufhören, den Europagedanken schlechtzureden», sagte sie der «Hannoverschen Allgemeinen Zeitung» (Ausgabe von Gründonnerstag): «Ich habe mich immer gefreut, wenn wir als Deutsche und Europäer zugleich agierten.»Sie hoffe, dass das 500-jährige Reformationsjubiläum 2017 dazu beitrage, die Europäer als gute Gastgeber in Deutschland zu empfangen, betonte die frühere hannoversche Landesbischöfin und Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Dabei werde es keinen Kult um Martin Luther und keinen «Hurra-Protestantismus» wie bei vorangegangenen Jubiläen dieser Art geben.
«Wir sind uns sehr bewusst, dass es das erste Reformationsjubiläum nach hundert Jahren ökumenischer Erfahrung sein wird», sagte Käßmann. «Was sich im 16. Jahrhundert so konfliktreich getrennt hat, existiert heute in versöhnter Verschiedenheit.» Das sei ebenso ein Grund zum Feiern wie die Entdeckung der «Freiheit eines Christenmenschen» und des individuellen Gewissens. 2017 erinnert die EKD an den Beginn der Kirchenreformation vor dann 500 Jahren. Ihr Ausgangspunkt war die Veröffentlichung von 95 Thesen durch Martin Luther (1483-1546) im Jahr 1517.
Weltweit verbänden mehr als 400 Millionen Protestanten ihre geistlichen Wurzeln mit Luther und seiner Wirkungsstätte in Wittenberg, sagte Käßmann: «Wer 2017 nach Deutschland kommt, soll spüren: Die Welt ist zu Gast bei Schwestern und Brüdern.»
Zurückhaltend bewertete sie die Rolle des neuen Papstes Franziskus für die Ökumene. Was sein Amtsantritt für die Protestanten bedeute, bleibe abzuwarten. «Vielleicht bringt ein Papst, der nicht aus Deutschland kommt, neue Perspektiven mit in das Amt.» Als Protestantin erwarte sie jedoch nicht zu viel von einer einzelnen Person.