Do, 25.04.2013Jugendliche in Niedersachsen greifen besonders früh zu Drogen - Mediziner sieht erhöhtes Risiko für Hirnschäden

Hannover (epd). Jugendliche in Niedersachsen greifen einer neuen Studie zufolge früher zu Rauschmitteln und Drogen als im Bundesdurchschnitt. Die befragten Schüler hätten im Schnitt bereits mit zwölf Jahren erstmals Tabak, Alkohol und Cannabis konsumiert, sagte der Hamburger Medizin-Professor Rainer Thomasius als Leiter der Studie am Donnerstag in Hannover. Der Wert liege damit um ein bis zwei Jahre niedriger als in anderen Bundesländern.

Durch den frühen Konsum erhöhe sich das Risiko einer Abhängigkeit und für Gehirnschäden erheblich, warnte Thomasius. Die Jugendlichen seien im Vergleich mit anderen Schülern auch unzufriedener mit ihrem Leben. Initiatoren der Studie waren das «Deutsche Zentrum für Suchtfragen des Kindes- und Jugendalters» in Hamburg und die Techniker Krankenkasse.

Für die nicht-repräsentative Erhebung befragten Wissenschaftler in den vergangenen anderthalb Jahren rund 1.000 Schülerinnen und Schüler an 13 niedersächsischen Schulen, darunter vor allem Haupt- und Realschulen in Kleinstädten und auf dem Land. «Urbane Ballungszentren haben wir bewusst herausgelassen», sagte Thomasius. Dass die Werte trotzdem auffällig hoch seien, ergebe sich durch die angewandte Methode: Die Schüler wurden im Klassenraum mit Fragebögen befragt und hätten sich dort sehr ehrlich geäußert. In Telefon-Interviews fielen die Antworten dagegen erfahrungsgemäß verhaltener aus - diese seien in Vergleichsstudien zugrundegelegt worden.

Der Suchtberater Wolfgang Kiehl begrüßte die Studie. «Meine Erfahrungen wurden bestätigt», sagte er. Die Ursache für den Griff zu Alkohol, Zigaretten oder Drogen sei vor allem die Experimentierfreude der Schüler. Auch familiäre Probleme und Zukunftsängste verleiteten zum Drogenkonsum. Kiehl ist Initiator des «Suchtmobils», eines bundesweiten mobilen Beratungsprojektes für Kinder und Jugendliche.

Er forderte mehr Vorbeugung gegen Drogensucht. Dabei müssten vor allem die Eltern mit einbezogen werden. Gleichzeitig wandte er sich dagegen, die Cannabis-Gesetzgebung zu lockern, wie es gegenwärtig von der neuen niedersächsischen Landesregierung erwogen werde. Die Diskussion sei schlichtweg populistisch, kritisierte er: «Je mehr wir öffnen, desto mehr Konsumenten werden wir bekommen.»

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