Fr, 23.09.2011Jeder siebte Niedersachse armutsgefährdet - Landesarmutskonferenz spricht von «Skandal»

Hannover/Bremen (epd). Gut jeder siebte Einwohner in Niedersachsen gilt als armutsgefährdet. Trotz eines leichten Rückgangs der Quote um ein Prozent auf 14,5 Prozent lebten im vergangenen Jahr 1,149 Millionen Menschen zwischen Hann. Münden und Cuxhaven unterhalb der Schwelle zur Armutsgefährdung, teilte der Landesbetrieb für Statistik am Donnerstag mit. Die Landesarmutskonferenz bezeichnete die Quote als Skandal. Nachhaltige Armutsbekämpfung müsse andere Ergebnisse vorweisen können.

Es sei ein Anlass zur Sorge, dass fast 40 Prozent der Alleinerziehenden und mehr als die Hälfte der Erwerbslosen von Armut bedroht seien, hieß es. Zur Armutskonferenz gehören die Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtspflege, der Deutsche Gewerkschaftsbund sowie weitere soziale Verbände und Initiativen.

Der Statistik zufolge verzeichnet Hannover mit 19,6 Prozent die höchste Quote aller deutschen Großstädte, auch wenn sie im Vergleich zum Vorjahr um 0,6 Prozent gesunken sei. Im Vergleich der Bundesländer nimmt Niedersachsen den Angaben zufolge einen Platz im Mittelfeld ein. Höhere Quoten gibt es vor allem in den Stadtstaaten Hamburg (17,4 Prozent) und Bremen (17,3 Prozent) sowie in den Flächenländern Rheinland-Pfalz (15,7 Prozent) und Schleswig-Holstein
(15,2 Prozent).

Insgesamt stagniere die Armutsgefährdung in Niedersachsen, hieß es. Im Vergleich zu 2005 sei ein leichter Rückgang zu verzeichnen. Bis dahin hatte sich die Kluft zwischen Arm und Reich kontinuierlich vergrößert. Relativ niedrige Armutsquoten seien im Westen des Bundeslandes mit 12 bis 12,8 Prozent und im Norden im Elbe-Weser-Dreieck mit 12,8 Prozent zu verzeichnen.

Diese Ergebnisse gehen aus aktuellen Berechnungen auf der Grundlage des Mikrozensus für das Jahr 2010 hervor, die von den Statistischen Ämtern des Bundes und der Länder im Rahmen des Projekts «Sozialberichterstattung der amtlichen Statistik» erstellt wurden.

Gemäß der Definition der Europäischen Union gelten Menschen als armutsgefährdet, die mit weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens (Median) der Gesamtbevölkerung auskommen müssen. Nach den Ergebnissen des Mikrozensus galten demnach im Jahr 2010 Einpersonen-Haushalte mit einem monatlichen Einkommen von weniger als 826 Euro als armutsgefährdet.


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