Mo, 03.03.2014Islam-Experte fordert bessere Präventionsarbeit gegen Salafismus

Osnabrück (epd). Der Islam-Experte Rauf Ceylan hat angesichts der Planungen für ein salafistisches Missionszentrum in Hannover eine bessere Präventionsarbeit gefordert. Deutschland sei noch immer Entwicklungsland, was die Vorbeugung gegen salafistische Missionierung angehe. «Wir reagieren erst, wenn das Kind schon in den Brunnen gefallen ist», sagte der stellvertretende Direktor des Instituts für Islamische Theologie der Universität Osnabrück am Montag im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd).

Es brauche in Niedersachsen nun dringend eine zentrale Beratungsstelle und den Aufbau eines Netzwerkes, damit Eltern, Schulen, Jugendhilfe und auch Moscheegemeinden professionelle Ansprechpartner hätten, betonte der Professor. Darüber hinaus müsse auch die religiöse Erziehung in den Moscheegemeinden und Schulen verbessert werden: «Mit einer soliden religiösen Grundbildung geben wir den jungen Menschen die Möglichkeit, sich selbst einen religiösen Standpunkt zu erarbeiten, ohne dass sie in der Gefahr stehen, sich radikalisieren zu lassen.»

Ceylan begrüßte die Ankündigung des niedersächsischen Innenministers, Boris Pistorius (SPD), vom Wochenende, er wolle möglichst schnell eine solche Beratungsstelle einrichten. Eine Zusammenarbeit mit dem Islam-Institut in Osnabrück halte er für notwendig: «Wir dürfen die theologische Deutungshoheit nicht den Salafisten überlassen.» Ein Verbot salafistischer Vereine halte er hingegen für nicht sinnvoll. Sie würden dann in den Untergrund abtauchen. Dort könne man ihre Aktivitäten viel schlechter beobachten.

Der Verein «Der Schlüssel zum Paradies» kündigt auf seiner Internet-Seite an, in Hannover ein Missionszentrum eröffnen zu wollen, an dem unter anderem regelmäßige Seminare für Konvertiten, die zum Islam übertreten wollen, abgehalten werden sollten. Salafismus ist eine radikal-islamische Strömung, die eine ausschließliche Orientierung an den Prinzipien von Koran und Sunna verlangt. Einige Salafisten sind gewaltbereit und befürworten den «Heiligen Krieg», um einen Gottesstaat zu errichten.

Ceylan betonte, ihn überraschten die Planungen der Salafisten in Hannover überhaupt nicht: «Das war nur eine Frage der Zeit.» Ebenso seien sie in der Vergangenheit in Nordrhein-Westfalen, Hamburg oder Berlin vorgegangen: «Sie versuchen etwa mit Koranverteil-Aktionen, in Moscheegemeinden oder Schulen junge Menschen zu ködern. Wenn die Resonanz aus ihrer Sicht gut ist, führen sie diese losen Strukturen dann an zentralen Orten zusammen.»

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