Mi, 09.04.2014Inklusion in Schulen: Stiftung lobt Bremen und kritisiert Niedersachsen

Hannover/Bremen (epd). Die jüngste Studie der Bertelsmann-Stiftung hat Bremen ein gutes Zeugnis zur Inklusion an den Schulen ausgestellt. Nirgendwo sonst im Bundesgebiet besuchten so viele Kinder mit einem besonderen Förderbedarf die Regelschule, teilte die Stiftung mit Sitz in Gütersloh am Dienstag mit. An Niedersachsen übte die Studie heftige Kritik. Allerdings beziehen sich die Autoren auf das Schuljahr 2012/13. Das Land hat zum Schuljahresbeginn 2013/2014 den gemeinsamen Unterricht für alle Kinder eingeführt.

In Bremen haben der Studie zufolge mit 63,1 Prozent fast zwei Drittel der zurzeit rund 3.300 Förderschüler am gemeinsamen Unterricht teilgenommen. Der Bremer Landesvorstandssprecher der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), Christian Gloede, sieht die Ergebnisse des Bertelsmann-Reports jedoch kritisch. «Wenn fast zwei Drittel der Förderschüler eine Regelschule besuchen, sagt das nichts über die Belastungen im Unterricht und die Personalausstattung aus», sagte Gloede dem epd.

Da sei «viel Schminke oben drauf», denn in den Schulen fehlten Behindertenpädagogen «an allen Ecken und Enden», um Inklusion gut umzusetzen. Auch die Fortbildung für Regelschullehrer in Richtung Inklusion sei unzureichend.

Zum Teil wird die Inklusion nach Beobachtung der Lehrergewerkschaft im Land Bremen auch schon wieder zurückgedreht. Ein Indiz dafür sei die vergangenes Jahr geschaffene Möglichkeit, schwer verhaltensauffällige Kinder aus den Regelschulen herauszunehmen und in Sonderschulen unterzubringen, kritisierte Gloede.

In Niedersachsen haben der Studie zufolge im Schuljahr 2012/2013 nur 14,7 Prozent der rund 39.000 Förderschüler eine Regelschule besucht. Damit lag das Land deutlich hinter dem Bundesschnitt von gut 28 Prozent. Zum Beginn des Schuljahres 2013/14 im August hat das Land die Inklusion allerdings flächendeckend eingeführt. Seitdem können Schüler mit und ohne Behinderungen, Leistungsschwache und Hochbegabte dieselben Schulen besuchen.

Die landesweit 175 Förderschulen für Kinder mit Unterstützungsbedarf im Bereich Lernen nehmen in der ersten Klasse keine Schüler mehr auf. Auch die Förderschulen für Sprache sollen ab dem Schuljahr 2015/16 allmählich auslaufen. Nach neusten Vorschlägen ist aber denkbar, dass sie sich zu Grundschulen mit Sprachheilklassen weiterentwickeln können. Förderschulen für seh-, hör- und körperbehinderte sowie geistig behinderte Kinder bleiben bestehen.

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