Mi, 15.08.2012Immer mehr Glücksspielsüchtige suchen Rat

Oldenburg (epd). Immer mehr süchtige Glücksspieler suchen Hilfe bei den Fachstellen der Diakonie. In Oldenburg hätten die Berater zwischen 2010 und 2011 einen Zuwachs von 50 Prozent verzeichnet, sagte der Leiter der Fachstelle Sucht, Kai Kupka, am Dienstag bei der Vorstellung des Jahresberichtes. Derzeit betreue die Einrichtung 109 männliche und 29 weibliche Spieler. Etwa 85 Prozent der krankhaften Spieler, die in der Oldenburger Fachstelle betreut werden, seien jünger als 30 Jahre. Der Jüngste unter ihnen sei erst 17 Jahre alt.

   Der starke Anstieg der Klienten sei vor allem auf eine gute Öffentlichkeitsarbeit zurückzuführen, sagte der Präventionsexperte Hauke Holm. Dadurch sei das Thema inzwischen in der Gesellschaft bekannt. Landesweit gebe es 24 Präventionsstellen, die über die Gefahren des Glückspiels aufklären. Die meisten Glücksspieler brauchten allerdings den Anstoß von Freunden oder Partnern, um professionelle Hilfen anzunehmen. «Die Glücksspieler selbst haben kein Problembewusstsein», unterstrich Kupka.

   Die Spielsüchtigen stammen Holm zufolge aus allen gesellschaftlichen Schichten. Die Suchtfaktoren Internet, Spielbanken oder Lotto seien dabei in den Beratungsstellen derzeit noch nachrangig. Die allermeisten erhielten ihren «Kick» an Geldspielautomaten in Spielhallen: «Süchtig macht nicht das Spiel an sich, sondern die kurze Entscheidungszeit, ob ich weitermache, um den Verlust vielleicht doch wieder zu gewinnen», erläuterte Holm. Diese Entscheidung müsse an den Automaten binnen 1,5 Sekunden getroffen werden. «Da bleibt keine Zeit zum Nachdenken.»

   Fast alle Spieler sind hoch verschuldet. Zwar gebe es keine verlässlichen Zahlen, «aber sie verspielen alle mehr, als sie verdienen», berichtete Therapeutin Doris Kirstein. Die Oldenburger Spieler hätten im Durchschnitt rund 25.000 Euro Schulden, wenn sie sich an die Fachstelle wenden.

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