Do, 10.09.2009Hospiz in Jever wird vorerst nicht gebaut - Diakonie zieht sich zurück

Jever (epd). Das seit fünf Jahren geplante stationäre «Friedel-Orth-Hospiz» für sterbenskranke Menschen in Jever wird vorerst nicht gebaut. Die Diakonie im Oldenburger Land stehe nicht mehr als Träger und Betreiber zur Verfügung, sagte der kaufmännische Diakonie-Vorstand Joachim von der Osten am Mittwoch in Jever vor Journalisten. Der Aufsichtsrat des Diakonischen Werkes habe sich angesichts der wirtschaftlichen Situation in der Pflege gegen den Bau und Betrieb des Hospizes entschieden: «Bei der abschließenden Bewertung des wirtschaftlichen Risikos in der gegenwärtigen Lage war das Ergebnis sehr eindeutig: Es geht nicht.»

   Der Vorstand der Philipp-Orth-Stiftung, Jürgen Ludewig, reagierte überrascht und enttäuscht. Bis vor wenigen Tagen habe er erwartet, dass der Baubeginn unmittelbar bevorstehe. «Wir haben keinen Plan B in der Tasche. Aber dieser Rückschlag ist nur eine Zwischenstation auf dem Weg zu einem Hospiz in Jever», sagte der Jurist. Ursprünglich war der Baubeginn des Acht-Betten-Hauses bereits zum Jahresanfang geplant.

   Trotz einer optimistischen Planung mit fünf Hospiz-Bewohnern pro Tag würde das Haus in den ersten Jahren ein jährliches Defizit von rund 100.000 Euro erwirtschaften, rechnete von der Osten vor. Das wirtschaftliche Risiko hätte allein die Diakonie zu tragen. Gerade in der Anfangszeit könnte das Defizit aber noch deutlich höher ausfallen. «Angesichts der Tatsache, dass wir in Altenpflege-Einrichtungen der Diakonie wegen einer wirtschaftlichen Notlage mit der Belegschaft über einen zehnprozentigen Lohnverzicht verhandeln, hat der Aufsichtsrat seine Zustimmung verweigert», erläuterte der Diakonie-Chef.

   Von der Osten räumte ein, dass über die wirtschaftlichen Risiken nur bei internen Verhandlungen mit der Orth-Stiftung und dem Förderverein diskutiert worden sei: «In der Öffentlichkeit sind Erwartungen geweckt worden, die jetzt enttäuscht werden. Das bedauern wir.» Er sicherte dem Förderverein zu, dass dass Diakonische Werk die bisher entstandenen Planungskosten trage. Außerdem versprach er, dass die Diakone einen möglichen neuen Betreiber mit ihrem Wissen unterstützen wolle.

   Der Vorsitzende des Fördervereins, Pastor Volker Landig, kündigte an, weiter für ein stationäres Hospiz in Jever zu kämpfen. Bislang habe der Verein rund 55.000 Euro an Spenden eingeworben. Hier erwarte er zunächst harte Einbrüche. Erste Gespräche mit potenziellen anderen Betreibern seien bereits geführt worden.


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