Mo, 28.12.2009Historiker: Ricarda Huchs «Neujahrsbetrachtung» von 1945 soll Pflichtlektüre werden

Braunschweig (epd). Der Braunschweiger Historiker Gerd Biegel hat sich dafür ausgesprochen, Ricarda Huchs «Neujahrsbetrachtung für die Deutschen» von 1945 zur Pflichtlektüre an den Schulen zu machen. Die Schriftstellerin hatte zum Jahreswechsel 1945/46 in der «Täglichen Rundschau» in Berlin davor gewarnt, «über unsere Leiden unsere Schuld zu vergessen». Der Text habe angesichts der erneuten Diskussion um Flucht und Vertreibung «eine ungeheuere Aktualität gewonnen», sagte Professor Biegel am Montag.

   Ricarda Huch schrieb in ihrem Artikel, auch wenn es aktive Nazi-Gegner in Deutschland gegeben habe, mache das «die Verbrechen, die geschahen, nicht ungeschehen». Die furchtbaren Taten seien «mit Höllenfeuer in die Geschichte eingebrannt». Jeder Bürger müsse begreifen, «dass ein Volk sich nicht als ein Haufen von Privatleuten abseits von der Regierung stellen und sie schalten lassen kann, ohne sich verantwortlich dafür zu fühlen».

   Ricarda Huch (1864-1947) wurde in Braunschweig geboren. Sie war Philosophin, Schriftstellerin und promovierte Historikerin. Ihr Studium absolvierte sie in der Schweiz, da Frauen an den Universitäten in Deutschland noch nicht zugelassen wurden. Thomas Mann nannte Huch 1924 «die erste Frau Deutschlands». Der Kölner Verleger Johann Caspar Witsch bezeichnete sie als «die größte europäische Schriftstellerin».


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