Mo, 02.06.2014Hirnforschung: Schreiende Babys müssen beruhigt werden

Osnabrück/München (epd). Wenn Babys schreien, sollten Eltern sie beruhigen. Das sei eine der Hauptaufgaben der Eltern im ersten Lebensjahr ihrer Kinder, sagte die Münchner Psychologin Fabienne Becker-Stoll am Montag dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Osnabrück. Jahrzehntelang sei in Deutschland propagiert worden, Babys müssten auch mal schreien, damit sie lernten abzuwarten und nicht verwöhnt würden. «Aus den Erkenntnissen der Hirnforschung und der Bindungsforschung der vergangenen Jahre wissen wir: Das ist falsch. Man kann Kinder in diesem Alter nicht verwöhnen.»

Schon Neugeborene und Säuglinge könnten Gefühle wie Angst, Wut oder Trauer entwickeln. Diese negativen Gefühle führten zu Stress. Den könnten sie aber, anders als Erwachsene, nicht allein bewältigen, sagte die Direktorin des Staatsinstituts für Frühpädagogik in Bayern. Das Gehirn eines Kindes könne durch Stress nachhaltig geschädigt werden. Erhalte ein Kind nicht genügend Beistand beim Durchleben seiner intensiven Gefühle könne das später zu Angststörungen, Aggressionen oder Depressionen führen.

Kinder brauchten eine feinfühlige, liebevolle und verlässliche körperliche Nähe, um ihre seelischen Grundbedürfnisse zu befriedigen und Stress abzubauen. Nur dann könnten sie sichere vertrauensvolle Bindungen zu den Eltern und später zu anderen Menschen aufbauen, betonte Becker-Stoll. Das wiederum sei eine der Grundvoraussetzungen für das Lernen. Leider seien diese Erkenntnisse noch längst nicht in der Gesellschaft angekommen.

Deshalb seien besonders Familienbildungsstätten gefordert, Eltern entsprechend zu beraten, sagte die Professorin bei der Bundestagung der rund 80 katholischen Familienbildungsstätten in Deutschland. Auch wenn Eltern, aus welchen Gründen auch immer, nicht in der Lage seien, die Bedürfnisse ihrer Kinder zu befriedigen, müssten Familienbildungsstätten und Kinderkrippen einspringen. Sie müssten allerdings zwingend personell gut ausgestattet sein.

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