Di, 20.05.2014Hilfswerk: Armut ist noch immer Hauptursache für Zwangsarbeit von Kindern

Osnabrück (epd). Das Kinderhilfswerk terre des hommes hat angesichts der von der Internationalen Arbeitsorganisation ILO veröffentlichten Zahlen zu Zwangsarbeit und Sklaverei auf die dramatische Lage der Kinder hingewiesen. Eine der Hauptursachen dafür, dass Kinder versklavt oder von Fremden zur Arbeit gezwungen würden, sei nach wie vor die Armut, sagte Kinderrechtsexpertin Iris Stolz am Dienstag im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd): «Wenn wir in der Armutsbekämpfung nicht vorankommen, ist die Zwangsarbeit nicht abzuschaffen.»

Zudem müssten die Bildungschancen der Kinder verbessert werden: «Kinder, die in die Schule gehen und dort qualitativ guten Unterricht bekommen, sind geschützt vor Zwangsarbeit», betonte Stolz.

Die ILO hatte gemeldet, dass weltweit 21 Millionen Menschen zur Arbeit gezwungen würden, darunter fünf Millionen Kinder. Die Ausbeutung sei illegal, aber enorm profitabel. Die Einnahmen der Zwangsarbeit beliefen sich auf 150 Milliarden Dollar pro Jahr. Fast zwei Drittel, rund 99 Milliarden Dollar, stammten aus der kommerziellen sexuellen Ausbeutung. Terre des hommes wird nach eigenen Angaben selbst eine Studie zur Zwangsarbeit von Kindern veröffentlichen, und zwar zum Welttag gegen ausbeuterische Kinderarbeit am 12. Juni.

Ein Teil von minderjährigen Zwangsarbeitern werde zur Prostitution gezwungen, betonte Stolz. Zudem müssten sie in der Landwirtschaft, im Bergbau, der Textilindustrie, in Privathaushalten oder als Kindersoldaten arbeiten. Viele würden zusammen mit ihren Eltern regelrecht versklavt, wie etwa in Mauretanien, wo das Problem der Kinderzwangsarbeit im Verhältnis zur Einwohnerzahl weltweit am größten sei. Auch in Indien würden viele Kinder gezwungen, in der Textilindustrie oder in Steinbrüchen zu arbeiten.

Stolz forderte, in den betreffenden Ländern die Kontrollinstanzen finanziell besser auszustatten. Dann könnten sie das weltweit geltende Verbot der Zwangsarbeit auch durchsetzen. Unternehmen müssten existenzsichernde Löhne für Erwachsene zahlen, damit sie und ihre Kinder nicht in die Schuldknechtschaft gerieten. Außerdem müssten soziale Sicherungssysteme für sehr arme Familien und für plötzliche Notlagen eingerichtet werden. Länder wie Brasilien zeigten, dass solche Maßnahmen erfolgreich seien. Dort sei die Zahl der ausgebeuteten Kinder seit einigen Jahren rückläufig.

Die meisten Opfer von Zwangsarbeit wüssten nichts von Hilfsangeboten, sagte Stolz. Andere hätten schlicht Angst vor Repressalien. Flüchtlings- und Migrantenkinder seien auch in Europa und Deutschland ihren Peinigern oft schutzlos ausgeliefert, weil sie fürchteten, abgeschoben zu werden. Derzeit seien vor allem Kinder aus Rumänien und Bulgarien betroffen, die sexuell ausgebeutet, zum Betteln oder Stehlen gezwungen würden.

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