So, 15.09.2013Hannoversche Landeskirche arbeitet an Gottesdienst-Ordnung zur Segnung homosexueller Paare

Das Thema Homosexualität stellte die hannoversche Landeskirche lange Zeit vor eine Zerreißprobe. Zu unterschiedlich waren die Positionen. Jetzt will sich die Kirche für diese Paare öffnen und plant Segnungsgottesdienste mit eigener Liturgie.

Hannover (epd). In der hannoverschen Landeskirche gibt es Bewegung beim Thema Homosexualität, das viele Jahre umstritten diskutiert wurde. Zurzeit arbeite die Kirchenleitung an einer Gottesdienst-Ordnung für Segnungsgottesdienste gleichgeschlechtlicher Paare, sagte Landesbischof Ralf Meister am Sonnabend in einem Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). Diese Liturgie werde sich aber von den traditionellen Traugottesdiensten für Mann und Frau unterscheiden.

Der Bischof der größten evangelischen Landeskirche in Deutschland kann sich auch vorstellen, dass homosexuelle Paare Kinder adoptieren. Dies setze eine Partnerschaft voraus, die durch «Verlässlichkeit, Verbindlichkeit und Verantwortung füreinander» geprägt sei, sagte Meister in einem Interview der in Hannover erscheinenden Neuen Presse (Samstagsausgabe): «Sie sind treu, sie haben Achtung voreinander und respektieren den anderen und sie verpflichten sich in ihrer Treue zum Schutz für den anderen.» Wenn diese Bedingungen erfüllt seien, sehe er keinen Unterschied zu einer Partnerschaft von Mann und Frau.

Er werde als Landesbischof sicher noch erleben, dass homosexuelle Paare im Pfarrhaus Kinder adoptierten, sagte Meister: «Ich persönlich brauche aber noch ein bisschen, um mich an die Vorstellung zu gewöhnen. Ich selbst kenne es halt anders.»

Das Verständnis von Homosexualität und damit auch die Perspektive auf schwule und lesbische Pastoren und Pastorinnen hätten sich verändert, sagte Meister dem epd: «Seitdem der Staat eingetragenen Lebenspartnerschaften eine rechtliche und soziale Anerkennung gewährt, öffnen wir gottesdienstliche Formen für die Segnung gleichgeschlechtlicher Paare.» Diejenigen, die ihre Beziehung unter Gottes Schutz und Geleit stellen wollten, sollten künftig auch - wie in den traditionellen Traugottesdiensten - gesegnet werden. Bisher gibt es lediglich Segnungen ohne eine entsprechende Liturgie.

Bei der Frühjahrstagung des Kirchenparlaments der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers hatte Meister gesagt, für ihn seien homosexuelle Partnerschaften keine Sünde. Er erlebe sie vielmehr als dauerhafte und verbindliche Beziehungen der Liebe von zwei Menschen. In der Landeskirche gebe es heute mehr als ein halbes Dutzend eingetragener Partnerschaften homosexuell lebender Pastoren. Ihm sei bewusst, dass die Positionen dazu immer noch sehr unterschiedlich seien. Im Interview mit der Neuen Presse antwortete Meister auf die Frage, ob er sich auch einen schwulen Landesbischof vorstellen könne: «Klar.»






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