Do, 29.08.2013Hannover: Im Landeskirchenamt bestimmt erstmals eine Frau

Stephanie Springer wird neue Verwaltungschefin der hannoverschen Landeskirche

Von Michael Grau (epd)

Hannover (epd). Europa liegt ihr am Herzen. Die neue Verwaltungschefin der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers, Stephanie Springer (45), hat in Frankreich studiert, in Brüssel gearbeitet und spricht fließend Französisch und Englisch. «Europa spielt in dem für die Kirche besonders relevanten Arbeitsrecht inzwischen eine wichtige Rolle», sagt die promovierteJuristin aus Celle. Am Freitag wird sie in der Marktkirche in Hannover in ihr neues Amt als Präsidentin des Landeskirchenamtes eingeführt, das sie Anfang September antritt. Sie übernimmt als erste Frau in diesem Amt die Nachfolge von Burkhard Guntau (65), der Ende Mai in den Ruhestand ging.

Arbeitsrechtliche Kenntnisse wird sie künftig gut brauchen können, denn Springer tritt an die Verwaltungsspitze der größten evangelischen Landeskirche in Deutschland. Fast 30.000 Beschäftigte arbeiten in den mehr als 1.200 Kirchengemeinden zwischen Göttingen und der Nordsee. Die Landeskirche umfasst drei Viertel Niedersachsens und bewegt pro Jahr mehr als 500 Millionen Euro.

«Ich wünsche mir, dass die Kirche als Kraftquelle und Heimat für die Menschen weiterhin eine bedeutsame Rolle spielt », sagt Springer. Sie selbst wuchs in Lohnde bei Hannover auf und war mehrere Jahre als Kirchenvorsteherin aktiv. «Für mich schließt sich ein Kreis: Ein bisher privates und persönliches Engagement wird zum beruflichen.»

Ihr beruflicher Weg führte sie zunächst ins niedersächsische Justizministerium und von 2002 bis 2006 in die Landesvertretung bei der EU in Brüssel. Intensiv hat sie sich mit dem Staatskirchenrecht beschäftigt, dass in Europa unterschiedlich geregelt ist. Sie selbst schätzt die deutsche Regelung: «Wir haben ein sehr ausgewogenes Verhältnis von weltanschaulicher Neutralität des Staates und wohlwollender Behandlung von Kirchen und Religionsgemeinschaften, denen eine wichtige Rolle im gesellschaftlichen Leben zuerkannt wird. Das ist etwas ganz Besonderes, das beide Seiten schützen sollten.»

Vor sechs Jahren kam sie ans Oberlandesgericht nach Celle, urteilte in Fragen des Arzthaftungsrechtes. «Ich war mit Leib und Seele Richterin.» Doch gleichzeitig sammelte sie weitere Erfahrungen in Verwaltungsfragen. Als Leiterin der Präsidialabteilung II kümmerte sie sich im größten von drei niedersächsischen Gerichtsbezirken um die Personalangelegenheiten von rund 800 Richtern und rund 2.500 weiteren Justizbediensteten. So fühlt sie sich für ihren Job als leitende Juristin der Landeskirche bestens gerüstet.

Zeitweise war sie auch Pressesprecherin des Gerichts. Bereits während ihres Studiums in Hannover und Frankreich spezialisierte sie sich auf Europarecht. Von 2002 war bis 2006 in der niedersächsischen Landesvertretung bei der EU in Brüssel tätig. Springer ist verheiratet und seit 2005 Mitglied der Europakommission des Deutschen Juristinnenbundes.

In einem Punkt freut sie sich besonders auf ihre neue Aufgabe bei der Kirche. «Ich empfinde es als wunderbare Bereicherung, über den rein rechtlichen Bereich hinaus auch soziale und ethische Aspekte des Gemeinwesens mitgestalten zu können.»

Ihr Vorgänger Burkhard Guntau stand seit 2008 an der Verwaltungsspitze. Ende Mai ging er in den Ruhestand. Der Jurist war zuvor Vizepräsident im Kirchenamt der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) in Hannover und Vizepräsident des Oberverwaltungs- und des Landesverfassungsgerichts in Sachsen-Anhalt.


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