Fr, 02.08.2013Grundschulexpertin rät zu Ruhe und Zuversicht bei der Einschulung

epd-Gespräch: Dieter Sell Bremen/Hannover (epd). Eltern sollten die Einschulung ihrer Erstklässler nach den Worten der Bremer Professorin für Grundschulpädagogik, Ursula Carle, in erster Linie mit Ruhe begleiten und dem Nachwuchs Mut machen. «Mit großer Zuversicht an diesen Übergang herangehen, das ist wichtig, weil die Kinder feine Antennen für kritische Töne haben», sagte Carle dem Evangelischen Pressedienst (epd). «Erstmal Vorschußlorbeeren verteilen und die positiven Seiten der Schule zeigen.» Sätze wie «Jetzt fängt der Ernst des Lebens an» seien gänzlich unangebracht, weil sie die ABC-Schützen unnötig stressten. In diesen Tagen werden die Erstklässler in Bremen, Niedersachsen, Schleswig-Holstein, Hamburg, Berlin und einigen ostdeutschen Bundesländern eingeschult. Etwas später folgen Hessen, Rheinland-Pfalz und das Saarland. In Niedersachsen sind es nach Angaben der Bildungsbehörde allein etwa 72.000 Kinder, in Bremen knapp 4.200. Für sie alle sei die Familie als «sicherer Hafen» besonders wichtig, weil die Kinder hier das so wichtige Vertrauen für einen gelungenen Schulanfang schöpfen könnten, betonte Carle. «Deshalb möglichst den Alltag weiterleben, auch wenn sich die Tagesabläufe ändern», rät die Expertin. «Unklarheiten in aller Ruhe klären.» Zunächst seien für die Kinder soziale Fragen, Regeln und Anerkennung wichtig. «Bekomme ich neue Freunde? Was passiert auf dem Schulhof? Wie komme ich zur Schule? Darum geht es in der ersten Zeit.» Eltern könnten Unsicherheiten begegnen, indem sie mit ihren Kindern schon vor der Einschulung den Schulweg abgingen und sich das Gebäude anschauten. «Eine gute Strategie ist es, das Kind zwischendurch allein gehen zu lassen und in gebührendem Abstand zu schauen, ob der Weg klappt.» Eltern sollten die Kinder auch nicht drängen, aus der Schule zu erzählen. «Sie sollten da sein und zuhören, aber dem Kind die nötige Ruhe lassen.» Vielleicht erzähle es erst am Abend beim Zubettbringen, wie es gewesen sei. «Wenn Kinder nach Hause kommen und nicht gleich sprechen wollen, ist das kein Zeichen für eine schlechte Schule. Dann sind sie vielleicht einfach nur müde.» Vielerorts erleichterten ältere Schülerinnen und Schüler als «Paten» den Start. Aber auch die Eltern seien ein wichtiger Teil der Lerngemeinschaft, die sich in den Klassen bilde. «Sie gehören dazu, wenn Eltern zusammenarbeiten, Aufgaben und Verantwortung übernehmen.» So könnten sie etwa bei der Gestaltung des Außengeländes, beim Schulfest, beim Aufbau einer Klassenbibliothek oder der Organisation eines gesunden Frühstücks helfen. «Die Schulen müssen den Eltern aber erst einmal eröffnen, dass ihre Mitarbeit erwünscht ist, denn in vielen Kulturen ist das gar nicht üblich.» Familienfeste zur Einschulung oder auch Gottesdienste zu diesem Anlass seien grundsätzlich gut, ergänzte Carle. «Rituale wie diese sind wichtig, um den Übergang besser zu bewältigen.» Feiern könnten aber auch ausarten. «Die Familien sollten es überschaubar halten und die Kinder an der Vorbereitung beteiligen, indem beispielsweise gemeinsam für das Fest gebacken wird.»

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